Hannover: Gedenken nach Feminizid in Burgdorf

Nach dem Mord an einer Frau in Burgdorf haben 150 Menschen mit einer Gedenkkundgebung in Hannover gegen Feminizide protestiert und ihre Trauer und Wut zum Ausdruck gebracht.

„Ni una menos – Nicht eine weniger!“

Nach einem Femizid am 25. September in Burgdorf haben 150 Menschen in Hannover der ermordeten Frau gedacht und ihre Trauer und Wut gemeinsam auf die Straße getragen. Zu dem Gedenken hatten Aktivistinnen aus Hannover und Umgebung am Freitag zum „Ni una menos“-Platz (Goseriede) in Hannover eingeladen. Der Platz wurde von Feministinnen umbenannt, um einen symbolischen Ort des Widerstandes gegen patriarchale Gewalt zu schaffen. „Ni una menos" ist Spanisch und bedeutet „Nicht eine weniger". Die aus Lateinamerika weltweit bekannt gewordene Devise zeigt auf, dass der Widerstand gegen Feminizide so lange geführt wird, bis keine Frau mehr ermordet wird.

Das ist auch das ernannte Ziel der Aktivistinnen in Hannover. Feminizide sind Morde mit System. In Deutschland wird im Schnitt fast jeden zweiten Tag eine Frau von ihrem (Ex-) Partner ermordet und die Gewalt nimmt weiter zu. Dabei ist Mord nur die Spitze des Eisberges der Gewalt, der Frauen täglich ausgesetzt sind. Es fängt immer dann an, wenn Grenzen überschritten werden oder Frauen eine freie Meinung und Selbstbestimmung abgesprochen wird.
 Deswegen riefen die Aktivistinnen auch im Vorfeld schon dazu auf, gemeinsam laut zu sein.
 Denn geschlechtsspezifische Gewalt sei keine Privatsache, sondern ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem, das alle betrifft.

Die Kundgebung hatte einen vielfältigen Ausdruck. In den Redebeiträgen von der feministischen Gruppe Zora, dem Netzwerk feministische Begegnung, den Kommunen junger Frauen und der feministischen Organisierung Gemeinsam Kämpfen wurde deutlich, dass Feminizide von den Aktivistinnen nicht akzeptiert werden. Die Sprecherinnen haben ihre Trauer zum Ausdruck gebracht und dabei auch betont, wie wichtig es ist, dass sich alle Menschen zusammen tun und mit lauter Stimme ihre Wut auf die Straße tragen. Besonders wichtig sei aber auch, dass alle Menschen und vor allem Männer erkennen, dass sie Verantwortung tragen, Gewalt selbst nicht zu reproduzieren und eigene patriarchale Verhaltensweisen erkennen, reflektieren und überwinden.

In der Mitte der Kundgebung wurde ein Gedenkort mit Kerzen, Rosen und einem Symbolbild einer Frau errichtet. Bei der Kundgebung wurde gemeinsam das feministische Widerstandslied „Patriar Ciao" nach der Melodie des bekannten Partisanenlieds „Bella Ciao" gesungen. Um zu zeigen, wie viele Frauen nicht da sein können, aber nicht vergessen sind, wurden mit Kreide Fußspuren auf den Boden gemalt. Zum Abschluss wurde eine Menschenkette gebildet und gemeinsam im Chor gerufen: „Nehmt ihr uns eine, antworten wir alle!"

Als Fazit erklärten die Aktivistinnen, dass es ein würdevolles und kraftvolles Gedenken an die ermordete Frau war. Es sei wichtig, dass so viele Menschen gemeinsam gegen patriarchale Männergewalt demonstriert und ein Ende von Feminiziden gefordert haben.