Vom Regime zum Tode verurteilt
Die in Iran zum Tode verurteilte Kurdin Pakhshan Azizi ist für eine medizinische Untersuchung vorübergehend ins Krankenhaus verlegt worden. Das teilte die Kampagne zur Befreiung politischer Gefangener in Iran (CFPPI) am Donnerstag auf der Plattform X mit. Demnach wurde die im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftierte Sozialarbeiterin am Mittwoch in eine Klinik gebracht und noch am selben Tag wieder zurück in ihre Zelle verlegt. Die in Südkurdistan ansässige Nachrichtenagentur RojNews berichtete unter Berufung auf eine Quelle in der Haftanstalt, dass die Verlegung von Gefängnismediziner:innen veranlasst worden sei. Diese stellten demnach fest, dass Azizis schlechte gesundheitliche Verfassung „zwingend“ eine fachärztliche Betreuung erfordere.
Pakhshan Azizi leidet an schweren Kopfschmerzen, die möglicherweise auf in Haft des iranischen Geheimdienstministeriums erlittene Folter zurückzuführen sind. Die Ärzte in Evin, der berüchtigtsten Haftanstalt Irans, empfehlen schon länger eine medizinische Behandlung und weitere Untersuchungen zur Therapieplanung in einem Fachkrankenhaus, auch Azizis Angehörige fordern das. Bisher weigerte sich die Gefängnisleitung allerdings, einer Verlegung in eine Klinik zuzustimmen – obwohl die dafür vorgesehenen Kosten von Azizis Familie bereits hinterlegt wurde. Warum die Behörde ihre Meinung nun geändert hat, ist unklar. Auch ist nicht bekannt, ob und inwiefern Azizi behandelt wurde.
Pakhshan Azizi hat Sozialarbeit an der Allameh-Tabatabai-Universität in Teheran studiert, wo sie im November 2009 auch ihre erste Verhaftung erlebte. Ihr wurde zur Last gelegt, an Studierendenprotesten gegen die Hinrichtung kurdischer politischer Gefangener teilgenommen zu haben. Im März 2010 kam sie auf Kaution wieder frei. Später verließ sie Iran und lebte einige Jahre in der Autonomieregion Nord- und Ostsyriens sowie in der Kurdistan-Region des Irak. Während der Angriffe der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in Rojava arbeitete sie an Projekten für Geflüchtete und Vertriebene.
Im August vergangenen Jahres wurde Azizi in Teheran von Agenten des Geheimdienstministeriums festgenommen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Kurdistan Human Rights Network (KHRN) wurde die in Mahabad geborene Kurdin über Wochen sowohl körperlich als auch psychisch schwer gefoltert, bevor sie nach Evin verlegt wurde. Im Juli verurteilte ein Gericht in Irans Hauptstadt Azizi wegen „bewaffneten Aufstands gegen das System“ zum Tod am Strick. Ihr wird ohne Beweise vorgeworfen, Mitglied der Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK) zu sein. Sie selbst weist die Anschuldigung als haltlos zurück und spricht von einem politischen Urteil.