Guerillakommandantur würdigt Karker Tolhildan

Das Volksverteidigungszentrum NPG hat den gefallenen HRE-Kommandanten Karker Tolhildan in einem Nachruf für seine besonderen Verdienste im kurdischen Freiheitskampf gewürdigt und ergänzende Angaben zu seinem Lebenslauf gemacht.

Gefallener des kurdischen Freiheitskampfes

Die Kommandantur des Volksverteidigungszentrums (NPG) hat den gefallenen HRE-Kommandanten Karker Tolhildan in einem Nachruf für seine besonderen Verdienste im kurdischen Freiheitskampf gewürdigt und ergänzende Angaben zu seinem Lebenslauf gemacht. Die Befreiungskräfte Efrîns (HRE) hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass ihr Mitbegründer und Kommandant im Juni vergangenen Jahres im Widerstand gegen die türkische Besatzung der nordsyrischen Region Efrîn gefallen ist. Wie das NPG heute erklärte, war Karker Tolhildan vor seinem zehnjährigen Einsatz für die Verteidigung der Revolution von Rojava lange Zeit Guerillakämpfer und einer der Kommandanten der Sondereinheit Hêzên Taybet in den Bergen Kurdistans. Zu seiner Identität, seinem familiären Hintergrund und seinem revolutionären Kampf für Kurdistan machte die NPG-Kommandantur folgende Angaben:
 

Codename: Karker Tolhildan
Vor- und Nachname: Rıdvan Ulugana
Geburtsort: Bedlîs
Namen von Mutter und Vater: Saide – Kıyasettin
Todestag und -ort: 10. Juni 2023 / Efrîn

 

Karker Tolhildan ist in einem Dorf in Bedlîs geboren und gehörte dem alteingesessenen Stamm der Bekiran aus der Serhed-Region an. Der Stamm der Bekiran hat seine Existenz durch ständigen Widerstand bewahrt und sich bereits gegen das Osmanische Reich und das zaristische Russland gewehrt. Diese Widerstandstradition wurde auch im ersten Weltkrieg gegen die russische Invasion in der Serhed-Region und gegen die anschließenden Völkermordangriffe auf die armenische Bevölkerung beibehalten. Die Bekiran hatten enge Verbindungen mit ihren armenischen Nachbar:innen und konnten einige von ihnen schützen. Nach der Gründung der Republik Türkei beteiligte sich der Stamm zwischen 1927 und 1930 aktiv am Aufstand von Agirî (Ararat-Aufstand), beim Zîlan-Massaker wurden Tausende Stammesangehörige ermordet. Ein großer Teil der Überlebenden wurde aus Kurdistan in die Westtürkei vertrieben, einige Familien ließen sich in dem Dorf Axçira in Bedlîs-Adilcewaz nieder. Aus Axçira haben sich seit den 1990er Jahren zahlreiche Menschen dem kurdischen Freiheitskampf angeschlossen.

In diesem Dorf wuchs Karker Tolhildan auf. Als Kind hütete er Schafe und genoss das Leben in der unberührten Natur Kurdistans. Nachdem sich seine große Schwester Ronahî (Aynur Ulugana) der Guerilla angeschlossen hatte, brach Karker sein Studium in Eskişehir ab und folgte ihr 2016 in die Berge. Das Guerillaleben war für ihn Ausdruck der uralten Sehnsucht seines Volkes nach Freiheit. Kurz nach seiner Schwester Ronahî trat er auch den Hêzên Taybet bei, einer Sondereinheit, die ideologischen Tiefgang und explizite Opferbereitschaft voraussetzt. Im Hauptquartier der Hêzên Taybet und in anderen Bereichen übernahm er Verantwortung für strategisch wichtige Aufgaben.


2011 ging er ins Amanos-Gebirge und führte Aktionen für den revolutionären Volkskrieg an. Im Jahr 2013 überquerte er mit seinen Mitkämpfern Şiyar Malatya, Mazlûm Cîger, Dewran Faraşîn, Mervan Ûrfa, Xebat Wan, Piling Adiyaman, Ronî Rojhilat und Xabûr Dêrik die türkisch-syrische Staatsgrenze und kam aus Amanos nach Efrîn, um die Revolution in Rojava zu verteidigen. Die Gruppe bestand aus erlesenen apoistischen Militanten. In den folgenden zehn Jahren kämpfte Karker für ein freies und selbstbestimmtes Leben der Bevölkerung von Efrîn, Şehba und Aleppo und verteidigte die Region mit großem Mut und taktischer Kreativität gegen islamistische Angriffe und türkische Besatzer. Nach der Besatzung von Efrîn im Frühjahr 2018 gründete er zusammen mit anderen die Widerstandsgruppe HRE, die für die Befreiung der Region und eine Rückkehr der zu Hunderttausenden vertriebenen Menschen kämpft.

Karker Tolhildans Cousin und Milchbruder Egîd (Vedat Ulugana) kam 2016 im Befreiungskampf ums Leben, seine Schwester Ronahî 2021 in Amed.