Wan: Aus Hubschrauber gestoßener Zivilist gestorben

Der von türkischen Soldaten nach seiner Festnahme aus einem Hubschrauber gestoßene Kurde Servet Turgut ist in einem Krankenhaus in Wan seinen schweren Verletzungen erlegen. Der 55-jährige Vater von sieben Kindern rang fast zwanzig Tage mit dem Tod.

Das Folteropfer Servet Turgut ist in einem Krankenhaus in Wan seinen Verletzungen erlegen. Am 11. September war der Bauer zusammen mit Osman Şiban zwischen Wan und Şirnex während der Feldarbeit von türkischen Soldaten festgenommen und in einen Militärhubschrauber verfrachtet worden. Zwei Tage lang wusste niemand, wohin die beiden Männer gebracht wurden, Auskunftsverlangen von Angehörigen bei den zuständigen Behörden verliefen im Sande. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass beide Männer auf der Intensivstation des Lehr- und Forschungskrankenhauses von Wan gebracht worden waren. Laut Augenzeugenberichten wurden sie aus dem Militärhubschrauber gestoßen. Behauptungen der Regierungsbehörden, Şiban und Turgut seien bei einem Fluchtversuch in einer felsigen Gegend gestürzt, wurden als Schutzbehauptungen entlarvt, da es auf dem Feld, auf dem die beiden arbeiteten, gar keine Felsen gibt.

Ein von der Nachrichtenagentur Mezopotamya vor einer Woche veröffentlichtes Foto zeigt das schwere Ausmaß des Martyriums von Servet Turgut. Hüseyin Turgut hatte zu dem Zeitpunkt zur körperlichen Verfassung seines schwer misshandelten Vaters berichtet: „Rechts waren sieben und auf der linken Seite waren vier Rippen gebrochen. An zwei Stellen im Gehirn gibt es Blutansammlungen, zudem hat er sich einen Lungenriss hinzugezogen. Aus dem eingerissenen Lungengewebe treten Luft und Blut in die Umgebung. Das Blut behindert die Atmung, deshalb wird er künstlich beatmet. Die Jochbeinknochen sind zertrümmert, außerdem leidet er an Augenhöhlenfrakturen. Diverse Knochen an Händen, Armen, Beinen und Füßen sind ebenfalls gebrochen.“ 

Servet Turgut © Mezopotamya Ajansı (MA)

Nach dem Tod von Servet Turgut ist die Polizeipräsenz um das Krankenhaus in Wan massiv erhöht worden. Angehörige des 55-Jährigen bemühen sich bereits seit Stunden um die Herausgabe des Leichnams. Derweil leidet Osman Şiban noch immer unter einer Amnesie und kann daher keine Aussage machen. In der Türkei zeichnet sich eine Neuauflage der staatlichen Konter-Methoden aus den neunziger Jahren ab.