Folteropfer leidet noch immer unter Amnesie

Der in Nordkurdistan von türkischen Militärs festgenommene und aus einem Militärhubschrauber gestoßene Osman Şiban leidet weiterhin unter einer Amnesie. „Meine Erinnerung zu den Geschehnissen streikt noch, mir geht es nicht gut“, erklärt der 50-Jährige.

Der vor gut zweieinhalb Wochen zwischen Wan und Şirnex bei der Feldarbeit von türkischen Militärs festgenommene und aus einem Hubschrauber gestoßene Kurde Osman Şiban ist von den Strapazen seiner Folter schwer gezeichnet. „Meine Erinnerung zu den Geschehnissen am besagten Tag streikt noch, mir geht es nicht gut“, erklärte der 50-Jährige gegenüber MA. Er sei sehr schwach, zudem schmerze sein ganzer Körper. „Kaum bin ich eine Stunde auf den Beinen, schon breche ich vor lauter Erschöpfung zusammen. Zwar versuche ich, mich an den Tag zu erinnern, aber es gelingt mir nicht“, so Şiban.

Osman Şiban war am 11. September zusammen mit Servet Turgut nahe des Dorfes Karçana (Çığlıca) bei Elkê (Beytüşşebap), das an den südlich gelegenen Landkreis Şax (Çatak) in der Provinz Wan grenzt, während der Feldarbeit von Soldaten einer türkischen Operationseinheit festgenommen und in einen Militärhubschrauber verfrachtet worden. Zwei Tage lang wusste niemand, wohin die beiden Männer gebracht wurden, Auskunftsverlangen von Angehörigen bei den zuständigen Behörden verliefen im Sande. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass beide Männer auf der Intensivstation des Lehr- und Forschungskrankenhauses von Wan gebracht worden waren. Laut Augenzeugenberichten wurden sie aus einem Militärhubschrauber geworfen. Şiban leidet unter Amnesie und ist inzwischen in seine Wohnung nach Mersin gebracht worden. Nur die Sommer verbringt der siebenfache Vater in seiner kurdischen Geburtsstadt. Für Turgut besteht weiter Lebensgefahr.

Servet Turgut © Mezopotamya Ajansı (MA)

Ein von MA veröffentlichtes Foto zeigt das schwere Ausmaß des Martyriums von Servet Turgut. Sein Sohn Hüseyin Turgut äußerte zur Verfassung seines 55-jährigen Vaters: „Rechts waren sieben und auf der linken Seite waren vier Rippen gebrochen. An zwei Stellen im Gehirn gibt es Blutansammlungen, zudem hat er sich einen Lungenriss hinzugezogen. Aus dem eingerissenen Lungengewebe treten Luft und Blut in die Umgebung. Das Blut behindert die Atmung, deshalb wird er künstlich beatmet. Die Jochbeinknochen sind zertrümmert, außerdem leidet er an Augenhöhlenfrakturen. Diverse Knochen an Händen, Armen, Beinen und Füßen sind ebenfalls gebrochen.“ In der Türkei zeichnet sich eine Neuauflage der staatlichen Konter-Methoden aus den neunziger Jahren ab.