Şengal-Proteste in Europa
In verschiedenen europäischen Ländern ist bei Protesten vor den Botschaften des Iraks die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der mehrheitlich ezidischen Bevölkerung von Şengal in Südkurdistan gefordert worden.
In verschiedenen europäischen Ländern ist bei Protesten vor den Botschaften des Iraks die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der mehrheitlich ezidischen Bevölkerung von Şengal in Südkurdistan gefordert worden.
In mehreren Ländern Europas ist bei Kundgebungen vor den irakischen Botschaften die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der mehrheitlich ezidischen Bevölkerung von Şengal gefordert worden. Zudem wurde die Annullierung eines Abkommens verlangt, das die Auflösung der unter dem Eindruck des Genozids vom 3. August 2014 durch die dschihadistische Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Şengal aufgebauten Sicherheitskräfte vorsieht. Die irakische Regierung in Bagdad hatte zuletzt für den Abzug der lokalen Verteidigungseinheiten eine Frist bis zum 1. April gesetzt.
Frankfurt
In der deutschen Main-Metropole Frankfurt hatte die Föderation FCDK-KAWA zu einem Protest vor dem irakischen Botschaftsgelände aufgerufen. In einem Redebeitrag wurde auf die Spannungen hingewiesen, die seit Zustandekommen des im Oktober auf Druck der USA und Türkei zwischen Bagdad und der südkurdischen Leitung in Hewlêr (Erbil) unterzeichneten Abkommens zur Übernahme Şengals steigen. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde der Botschaft ein Forderungskatalog übergeben. Die ezidische Gesellschaft will die Anerkennung der eigenen Sicherheitsstrukturen und des demokratischen Autonomierats MXDŞ, der Şengal seit dem IS-Überfall nach dem Prinzip der Selbstverwaltung administriert, erreichen – zur Not auch mit Widerstand.
Hamburg
Bei einer Kundgebung im Hamburger Sternschanzenviertel klärte die Autorin, Ethnologin und Frauenaktivistin Anja Flach die Öffentlichkeit über die Hintergründe des Widerstands in Şengal gegen das Abkommen und die Interessen der Unterzeichner-Staaten auf.
Brüssel
Bei einem Protest in Belgiens Hauptstadt Brüssel waren auch Vertreterinnen und Vertreter führender ezidischer Exilorganisationen anwesend. Davut Kesen von Nav-Bel mahnte, dass die „auf Angriff ausgerichtete Politik Bagdads und entsprechende Drohgebärden“ gegen Şengal Parallelen zur „IS-Politik“ aufwiesen und dies mehr als gefährlich sei.
Den Haag
In Den Haag in den Niederlanden wurde an die Flucht der südkurdischen Sicherheitskräfte vor dem IS erinnert. Die Peschmerga der Autonomieregierung hatten die Ezid*innen mit ihrem blitzartigen Rückzug in der Nacht des 3. August 2014 faktisch dem IS überlassen und so den IS-Genozid mit ermöglicht. Jetzt, nachdem die ezidische Gemeinschaft eine politische, gesellschaftliche und kulturelle Selbstverwaltung sowie ihre Selbstverteidigung aufgebaut hat, beansprucht die PDK die Kontrolle über ihre Siedlungsgebiete für sich, um Schützenhilfe für die neo-osmanischen Großmachtpläne der Türkei zu leisten. „Das werden wir nicht zulassen. Şengal hat ein Recht darauf, über sich selbst zu bestimmen“, hieß es.
Stockholm
Eine Kundgebung in Schwedens Hauptstadt Stockholm hatte das Demokratisch-Kurdische Gesellschaftszentrum (DKTM) organisiert. Der irakischen Botschaft wurde ein Brief übergeben, in dem ein Status für Şengal eingefordert wird.
Oslo
Im norwegischen Oslo hatten das DKTM und die Initiative „Solidaritet med Kurdistan” zum Protest eingeladen. Die Frauenaktivistin Lida Weert appellierte an die Öffentlichkeit, dem ezidischen Volk bei seinem Kampf um Selbstbestimmung solidarisch beizustehen. Omer Emîn vom Başûr-Komitee des kurdischen Dachverbands KCDK-E kritisierte mit scharfen Worten, dass das Şengal-Abkommen über die Köpfe der betroffenen Bevölkerung hinweg getroffen wurde. „Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist eines der Grundrechte des Völkerrechts. Wir alle wissen was es besagt, nämlich dass ein Volk das Recht hat, frei über seinen politischen Status sowie seine Staats- und Regierungsform und seine ökonomische, soziale und kulturelle Entwicklung zu entscheiden. Dies schließt seine Freiheit von Fremdherrschaft ein. Es ist mehr als bezeichnend und empörend, dass gerade die Ezidinnen und Eziden, die in ihrer Geschichte 74 Völkermorde erleidet haben, nicht in Pläne über ihre Zukunft einbezogen werden.“
Kopenhagen
Bei der Kundgebung in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen wurde den Verantwortlichen der irakischen Botschaft ebenfalls ein Dossier mit den Forderungen der Ezid*innen übergeben. Die dortige Aktion soll am Dienstag und Mittwoch dieser Woche fortgesetzt werden.