Bei dem Drohnenangriff des türkischen Staates auf Ain Issa in Nordsyrien am vergangenen Freitag sind doch mehr Menschen ums Leben gekommen als bisher bekannt. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) hatten gestern den Verlust von drei ihrer Kämpfer infolge des Luftschlags öffentlich gemacht. Nun teilen die Volksverteidigungseinheiten (YPG) mit, dass auch zwei ihrer Mitglieder bei dem Angriff gefallen sind. Es handelt sich um:
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Codename: Rojhat Karakoçan
Vor- und Nachname: Mehmet Gürbüz
Namen der Eltern: Kumriye – Hayri
Geburtsjahr und -ort: 1980, Dep
Todestag und -ort: 16. September 2022 / Ain Issa
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Codename: Doğan Amanos
Vor- und Nachname: Mehmet Akyol
Namen der Eltern: Ilya – Şerif
Geburtsjahr und -ort: 1979, Iskenderun
Todestag und -ort: 16. September 2022 / Ain Issa
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Rojhat Karakoçan wurde im Kreis Dep (tr. Karakoçan) der Provinz Xarpêt (Elazığ) als Sohn einer dem kurdischen Befreiungskampf verbundenen Familie geboren. Als Kind migrierte er mit seinen Eltern nach Europa, wo er sich als Heranwachsender in die Aktivitäten der kurdischen Befreiungsbewegung einbrachte. Nach einer Weile zog es ihn zum Guerillawiderstand in die Berge. Er kämpfe in verschiedenen Regionen Nordkurdistans, vornehmlich in Dersim und dem Zagros-Gebirge. Als die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) 2014 weite Teile Syriens und Iraks überrannte und vor Südkurdistan stand, ging er nach Südkurdistan. Er verteidigte Kerkûk und Mexmûr gegen den barbarischen IS-Terror und schloss sich in der Folge der Verteidigung von Kobanê in Westkurdistan an. Hier nahm er schnell eine federführende Rolle im Widerstand ein und koordinierte die folgenden Befreiungsoffensiven in Minbic, Tabqa, Raqqa und Girê Spî (ar.Tall Abyad) als Kommandant.
„Hevalê Rojhat bestach durch einen bescheidenen Charakter und zeichnete sich durch die Bereitschaft zur vollkommenen Selbstlosigkeit aus. Er galt uns allen immer als eine Quelle der Kraft und des Glaubens. Obwohl er viele Male verletzt wurde, hielt ihn das nie von den vordersten Fronten zurück. Hevalê Rojhat war fest davon überzeugt, dass Freiheit und Demokratie im Nahen Osten nur mit einer organisierten Gesellschaft möglich sind. In Gesprächen über seine Ideen und sein Wissen hierzu ließ er auch die Gedanken seines Umfelds und der Gesellschaft reifen. Er gab die Verantwortung, die auf seinen Schultern lag, nicht auf und spielte immer eine aktive Rolle beim Vorantreiben des Kampfes für Freiheit. Er lehrte und organisierte, wo immer er im Einsatz war. Die Art, sich und sein Umfeld zu organisieren, hat uns zu großen Siegen und Erfolgen geführt. Die Niederlage des IS ist der größte Beweis dafür“, erklären die YPG in ihrem Nachruf auf Rojhat Karakoçan.
Seit die Territorialherrschaft des IS im Zuge der Befreiungsoffensive „Gewittersturm Cizîrê” 2019 zerschlagen wurde, hat die Türkei ihre Angriffe auf die Autonomiegebiete von Nord- und Ostsyrien intensiviert. Oftmals richten sich die Attacken der türkischen NATO-Armee gezielt gegen Kampfverbände der QSD. „Mit dem Ziel, die Errungenschaften der Revolution von Rojava zu vernichten, greift der türkische Staat jene Kräfte an, die eine Schlüsselrolle beim Sieg über den IS eingenommen haben. Zu ihnen gehörte auch Kommandant Rojhat Karakoçan. Damit erbringt die Türkei den nicht widerlegbaren Beweis dafür, Rache zu üben für eine Terrororganisation, die bis zu ihrer Zerschlagung als gefährlichste der Gegenwart galt”, erklären die YPG.
Auch Doğan Amanos kämpfte gegen den IS. 1979 in Iskenderun bei Hatay in eine ursprünglich aus Mêrdîn (Mardin) stammende Familie hineingeboren, schloss er sich 2005 dem kurdischen Befreiungskampf an. Nach acht Jahren in den Bergen Kurdistans ging er 2013 nach Rojava. Er beteiligte sich an den Anti-IS-Offensiven in Serêkaniyê (Ras al-Ain), Minbic, Mebrûka, Rabîa, Mişêrfa sowie Ceza und kämpfte auch an vorderster Front im Widerstand von Efrîn. Die für interreligiöse und multiethnische Vielfalt einst mustergültige Region, die inmitten eines brutal geführten Bürgerkriegs als sicherste im ganzen Land galt, ist seit 2018 von der Türkei und ihren dschihadistischen Verbündeten besetzt.
„Hevalê Doğan wurde mehrmals im Kampf verwundet. Doch jede Verletzung machte seinen Mut noch größer, als er ohnehin schon war. Jeder Moment seines Widerstands für die Verteidigung und Fortentwicklung der Revolution war geprägt von Menschlichkeit, Mut, Hingabe und Aufopferung. Sein patriotischer Geist verspürte die Wunden seines Volkes, die er stets zu heilen vermochte. Die Aufgaben auf seinen Schultern erfüllte er mit einem tiefen Verantwortungs- und Pflichtgefühl unserer Gesellschaft gegenüber. Er war uns allen bekannt für seine konstruktive Haltung im Krieg. Er kämpfte selbstlos, um sein Volk und seine Freunde zu schützen.“
Angesichts des Verlusts von Rojhat Karakoçan und Doğan Amanos sprechen die YPG den Angehörigen ihrer beiden Kämpfer und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus. „Wir versprechen, dem Andenken der Gefallenen gerecht zu werden und die Fahne des Sieges ins Ziel zu setzen.“