Der türkische Regimechef Erdoğan hat in den vergangenen Tagen wiederholt eine Großinvasion in Nord- und Ostsyrien und die Errichtung einer 30 Kilometer breiten Besatzungszone angekündigt. Bisher haben Artillerie- und Luftangriffe kontinuierlich an Intensität zugenommen. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur RojNews erläutert der Sprecher der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien, Luqman Ehmê, die Situation.
Was bezweckt Erdoğan mit dem geplanten Angriff?
Der türkische Staat will überall alles zerstören, was mit einem Status für die Kurdinnen und Kurden zu tun hat. Zuerst versuchte die Türkei, die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien durch den IS zu beseitigen. Der IS wurde jedoch durch den Widerstand der YPG, YPJ und QSD besiegt. Nun will der türkische Staat Rache für den IS nehmen.
Welche Vorbereitungen haben Sie getroffen, um den Angriff zu verhindern?
Gegen den Invasionsangriff des türkischen Staates ist die Selbstverwaltung bereit, die Region militärisch mit aller Kraft zu verteidigen. Wir versuchen auch, die Invasion auf diplomatischer Ebene zu verhindern. Wir stehen in Kontakt mit demokratischen, freiheitlichen und friedensorientierten Institutionen auf internationaler Ebene und versuchen so, unsere Region zu schützen.
Wie ist die Reaktion der Menschen in Syrien?
Die Bevölkerung ist sich bewusst, dass das Ziel der Angriffe des türkischen Staates ein Völkermord ist. Überall, in jedem Stadtviertel und jeder Region, stellen sich die Menschen gegen die Angriffe des türkischen Staates. Angesichts seiner permanenten Angriffe hat sich ein Bewusstsein entwickelt. Die Menschen wissen, was der türkische Staat in Efrîn, Girê Spî und Serêkaniyê während der Invasion tat und wie er die demografische Struktur verändert.
Haben Sie eine Idee, wann der Großangriff beginnen kann?
Wir können nicht vorhersagen, wann die Angriffe stattfinden werden, denn es hängt damit zusammen, ob und wann Russland und die USA grünes Licht für die Angriffe geben. Der türkische Staat konnte bisher keine Zustimmung für die Invasion von diesen Ländern erhalten. Daher konnte er den Angriff noch nicht durchführen. Wir wissen nicht, was in Zukunft passieren wird.
Welche Regionen sollen von der Besatzung betroffen sein?
Diese Orte sind Tel Rifat und Minbic. Abgesehen von unseren Verteidigungskräften gibt es dort viele andere Kräfte. Zudem protestiert die syrische Regierung gegen den Angriffsplan. Wenn der türkische Staat die Erlaubnis für den Angriff erhält, dann wird das für Syrien, Iran und Russland ein historischer, strategischer Fehler sein. Nach den Gebieten westlich des Euphrats wird dann auch Aleppo belagert werden.
Was ist die Reaktion des Regimes in Damaskus?
Abgesehen von der genannten Erklärung hat das syrische Regime in der Praxis bisher keine Reaktion gezeigt. Wir versuchen das Regime dazu zu bringen, praktisch zu werden. Obwohl es diese Angriffe als Druckmittel gegen die Selbstverwaltung nutzt, indem es droht, die Region bei einem Angriff sich selbst zu überlassen, sind wir trotz aller Widersprüche entschlossen, jeden bedrohten Ort in Syrien zu verteidigen.
Haben Sie Pläne, die bereits besetzten Gebiete zurückzugewinnen?
Wir haben unsere Einheiten zur Verteidigung weiter gestärkt. Die Befreiungseinheiten Efrîns (HRE) setzen ihre Aktionen in den besetzten Gebieten fort. Die Befreiung der besetzten Gebiete ist Teil aller militärischen Zukunftsplanungen der Selbstverwaltung.