Am 15. September 2014 begann der IS mit seinem Großangriff auf Kobanê. Die Bevölkerung von Kobanê und die Kämpfer:innen der Verteidigungseinheiten YPG/YPJ leisteten gewaltigen Widerstand gegen die hochgerüsteten dschihadistischen IS-Söldner und setzten ein historisches Zeichen. Durch diesen Widerstand und den internationalen Aufschrei für Kobanê gelang es den Kämpfer:innen, den Angriff zu stoppen und ins Gegenteil umzukehren.
134 Tage erbitterter Kampf
In 134 Tagen Kampf um jeden Quadratmeter der Stadt schlugen die YPG und YPJ den IS zurück. In Solidarität mit den Menschen, die damals den Kampf um eine freiheitliche und demokratische Welt gewonnen haben, wurde der 1. November als internationaler Welt-Kobanê-Tag ausgerufen. Diesem historischen Aufruf folgend gingen Millionen von Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße, um sich mit denjenigen zu solidarisieren, die sich gegen den Schrecken des IS in Kobanê wehrten.
„Man wollte das Ende von Kobanê dokumentieren“
Wie sehen diejenigen, die damals in Kobanê Widerstand geleistet haben, den 1. November, den Welt-Kobanê-Tag, und wie erinnern sie sich an diese Zeit? Das Mitglied des Komitees der Versehrten von Kobanê, Ismail Mihemed, erinnert sich, wie sich mit Beginn des Angriffs Pressevertreter:innen aus der ganzen Welt an der Grenze versammelten: „Sie wollten diesen Krieg dokumentieren. Aber was sie hier dokumentieren wollten, war nicht der Widerstand. Was sie hier dokumentieren wollten, war die Niederlage derjenigen, die Widerstand leisteten und für Freiheit und ein demokratisches Leben eintraten. Hier sollte nicht nur dem kurdischen Volk eine Lektion erteilt werden. Man wollte allen Völkern der Welt durch Kobanê eine Lektion erteilen.“
„Kobanê hat den Widerstand globalisiert“
Ismail Mihemed erklärt, die ganze Welt habe gesehen, wie der türkische Staat die IS-Dschihadisten über die Grenze hinweg ganz offen unterstützte, und fährt fort: „Der Widerstand in Kobanê hat jedoch der ganzen Welt gezeigt, dass ein willensstarkes Volk zu jeder Zeit und unter allen Umständen Widerstand leisten kann. Alle Völker der Welt haben gesehen, was in diesem Krieg geschehen ist; sie haben das Leid der Menschen in Kobanê gesehen und den Schmerz von Tausenden von Menschen, die geflohen sind. Wenn es heute einen Welt-Kobanê-Tag gibt, dann dank der Völker der Welt, die diesen Widerstand miterlebt haben. Sie wollten sich am Widerstand von Kobanê beteiligen. Hunderte von ihnen kamen und Dutzende von ihnen sind gefallen. Als die Söldner und ihre Unterstützer Kobanê ersticken wollten, wuchs der Widerstand in Kobanê noch stärker, und als man den Widerstand von Kobanê zerstören und seinen Willen brechen wollten, wurde Kobanê global. Kobanê wurde durch die Einigkeit derjenigen gewonnen, die Widerstand leisteten und ihren Willen zeigten.
Aber man darf nicht vergessen, dass es in Kobanê nur noch eine Straße gab, von der aus wir mit unserer Entschlossenheit bis nach al-Bagouz, dem letzten Ort unter IS-Kontrolle, weiterkämpften. Der Widerstand in Kobanê wurde zu einer Quelle der Hoffnung und Inspiration für die unterdrückten und die freiheitlichen Völker der ganzen Welt.“
Mihemed unterstreicht, der Welt-Kobanê-Tag sei das Ergebnis großen Widerstands, großer Mühen und großen Willens, und schließt: „Wir widmen den Welt-Kobanê-Tag Rêber Apo [Abdullah Öcalan], dem Ideengeber unserer Philosophie und dem Träger unseres demokratischen Projekts, sowie allen Völkern, die für Freiheit kämpfen und Widerstand leisten. Wir wissen, dass der Tag, an dem Rêber Apo befreit wird, zum Tag der Freiheit aller Völker des Nahen Ostens erklärt werden wird.“
13.000 IS-Söldner in Kobanê geschlagen
Ein anderer Veteran der Kämpfe um Kobanê ist Ciwan Azad. Er trat schon 2012 der YPG-Vorläuferorganisation YXG (Yekîneyên Xweparastina Gel, Selbstverteidigungseinheiten des Volkes) bei. Der aus Raqqa stammende Kämpfer ging während des IS-Angriffs nach Kobanê, um die Stadt zu verteidigen. Er erinnert sich: „Wir hatten eine historische Chance. Für die kurdische Jugend war es eine große Freude, für das eigene Land zu kämpfen, unser Land von den Invasoren zu befreien und ein freies Land zu errichten. Dieser Widerstand hat die Pläne der Staaten, die den IS unterstützen, durchkreuzt. Natürlich muss ein Volk, das sich wehrt und für sich selbst eintritt, von der ganzen Welt unterstützt werden. Wenn ein Volk nicht für sich selbst eintritt, wird niemand sonst es unterstützen. Die Menschen in Kurdistan haben dies bewiesen. 13.000 ISIS-Söldner wurden in Kobanê besiegt. Aus diesem Grund waren 72 Länder gezwungen, anschließend die QSD (Demokratischen Kräfte Syriens) zu unterstützen. Der Wille und der Widerstand des kurdischen Volkes ermöglichten es der Koalition, die QSD zu unterstützen. Ohne diesen Widerstand hätten diese Länder niemals Unterstützung geleistet.“
Ciwan Azad geht auch auf die aktuellen türkischen Angriffe ein und sagt: „Wenn der türkische Staat heute so brutal auf Imralı angreift, wenn er die Medya-Verteidigungsgebiete mit allen möglichen grausamen Methoden, einschließlich chemischer Waffen, angreift, dann ist das ein Zeichen dafür, dass er gegenüber dem kurdischen Freiheitskampf stagniert.“