Vertriebene bei Zeltbrand in Hol gestorben

Im nordostsyrischen Auffang- und Internierungslager Al-Hol ist eine Binnenvertriebene bei einem Zeltbrand gestorben, ihr Kind wurde schwer verletzt. Sicherheitskräfte vermuten Brandstiftung durch Schläferzellen des sogenannten IS.

Im Auffang- und Internierungslager Al-Hol im Nordosten von Syrien ist eine Binnenvertriebene bei einem Zeltbrand ums Leben gekommen. Das siebenjährige Kind der Frau wurde schwer verletzt, als das Zelt in Flammen aufging. Es wird in einem Krankenhaus in Hesekê behandelt.

Nach Angaben der Campverwaltung von Hol brach das Feuer am Donnerstagabend im Bereich sechs des Lagers aus, in dem größtenteils Vertriebene aus verschiedenen Regionen Syriens untergebracht sind. Sicherheitsquellen vermuten Brandstiftung durch Schläferzellen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) als tatbegehende Personen. Eine Fahndung verlief bisher erfolglos.

Derweil berichten Sicherheitskräfte von einem Mordversuch in dem Lager an einem irakischen Jugendlichen. Eine Frau und ein Mann sollen versucht haben, den Jungen zu erwürgen. Der Vorfall ereignete sich ebenfalls am Vortag im ersten Sektor des Camps für Vertriebene aus dem Irak. Der Asayîş hat Ermittlungen eingeleitet und fahndet nach den Unbekannten.

Camp Hol

Camp Hol liegt etwa 40 Kilometer östlich der Kantonshauptstadt Hesekê im irakisch-syrischen Grenzgebiet und ist so groß wie eine Stadt. Es wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) im März 2019 gilt Camp Hol als tickende Zeitbombe und Brutstätte des IS, da es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt wird, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.

2021 mindestens 127 Mordfälle

Der Terror in Camp Hol geht hauptsächlich von Dschihadistinnen aus, die eigene Strukturen aufgebaut haben – etwa die „Religionspolizei“ Hisba – und immer wieder Gräueltaten an Personen begehen, die nicht nach den Maßstäben des IS leben. 2021 gab es mindestens 127 Mordfälle in Hol, bei den meisten Opfern handelt es sich um irakische Schutzsuchende und Abtrünnige des IS. Die Gesamtzahl der Bevölkerung in dem Lager liegt derzeit bei etwa 56.000. Bei mehr als der Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner handelt es sich um Binnenvertriebene aus dem Irak, die meisten von ihnen sind Kinder.