UNO zeigt sich besorgt über Gewalt in Hol

Nach dem Mord an einem Rettungssanitäter in Camp Hol zeigt sich die UNO besorgt über den Anstieg von Gewalt in dem Auffang- und Internierungslager im Nordosten von Syrien und fordert Schritte zur Lösung der anhaltenden Sicherheitsprobleme.

Die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) hat sich entsetzt über den Mord an einem Rettungssanitäter im nordostsyrischen Auffang- und Internierungslager Hol gezeigt. In einer gemeinsamen Erklärung verurteilen die beiden zuständigen UN-Nothilfekoordinatoren Imran Riza und Muhannad Hadi den „abscheulichen Vorfall“ und sprechen der Familie, Nahestehenden und der Kollegschaft des Opfers im Namen der „gesamten humanitären Gemeinschaft in Syrien“ ihr Beileid aus. Außerdem rufen sie alle einflussreichen Parteien auf, für angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu sorgen, damit dem Camp auch weiterhin die nötige humanitäre Hilfe effektiv zukommen kann.

Bei dem Toten handelt es sich um Basim Mihemed. Der 26-jährige Vater von zwei Kindern arbeitete seit fünf Jahren für die kurdische Rothalbmondbewegung Heyva Sor a Kurd. Am Dienstag wurde er in der lagereigenen Gesundheitseinrichtung der Organisation ermordet. Sicherheitskräfte der Autonomieverwaltung (Asayîş) vermuten Schläferzellen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) hinter der Tat und fahnden nach den Verantwortlichen. Nach dem Mord haben alle humanitären Einrichtungen in dem Lager ihre Arbeit für zwei Tage unterbrochen, um ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken.

Die UN-Nothilfekoordinatoren zeigen sich besorgt über die schlechte Sicherheitslage und den Anstieg von Gewalt in Camp Hol. Das Lager im Kanton Hesekê gilt als Brutstätte des IS, dort leben derzeit etwa 57.000 Menschen aus über fünfzig verschiedenen Ländern, darunter tausende IS-Familien, die nach der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz Anfang 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aufgegriffen wurden. Etwa die Hälfte aller Internierten sind Minderjährige, vielen wird die IS-Doktrin beigebracht. Dadurch entsteht eine neue IS-Generation, vor der die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien seit langer Zeit warnt. Die meisten Herkunftsländer verweigern sich jedoch der Rücknahme ihrer Staatsangehörigen und entziehen sich ihrer Verantwortung.

2021 mindestens 127 Mordfälle

Verantwortlich für die Indoktrination der Kinder mit der IS-Ideologie sind die von linientreuen IS-Anhängerinnen im Sektor „Muhadschirat“ aufgebauten Strukturen. Diese Dschihadistinnen haben nach dem Vorbild der sogenannten Al-Khansa-Brigade, der IS-Religionspolizei für Frauen, die Hisba-Truppe aufgebaut. Diese begeht immer wieder Gräueltaten an Personen, die sich nicht an die Verhaltensnormen des IS halten. 2021 gab es nach Angaben der Camp-Verwaltung mindestens 127 Mordfälle in Camp Hol, die allesamt auf das Konto der Hisba-Truppe und der IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ gehen sollen. Bei den meisten Opfern handelt es sich um syrische und irakische Binnenvertriebene.

UNO: Die Rechte der Vertriebenen wahren

„Die Vereinten Nationen und andere humanitäre Organisationen sind weiterhin entschlossen, lebensrettende und grundlegende Soforthilfe für Hol zu mobilisieren und zu leisten“, heben die UN-Nothilfekoordinatoren Imran Riza und Muhannad Hadi in ihrer Erklärung hervor. Diese Arbeit könne jedoch nur dann effektiv sein, wenn „Schritte zur Lösung der anhaltenden Sicherheitsprobleme“ unternommen werden. Die vertriebene Zivilbevölkerung in dem Auffang- und Internierungslager brauche „sichere, menschenwürdige und dauerhafte“ Lösungen und eine Klärung in Fragen der Rückkehr in ihre Heimatgebiete. „Die Vereinten Nationen fordern daher alle verantwortlichen Akteure auf, dringend und sinnvoll zu handeln, um dieses Problem zu lösen und die Rechte, die Würde und die Menschlichkeit jedes Einzelnen in Hol zu wahren.“