Ermordeter Heyva-Sor-Mitarbeiter verabschiedet

Der kürzlich im Camp Hol von IS-Schläfern ermordete Sanitäter Basim Mihemed ist in Hesekê beigesetzt worden.

Der von Schläferzellen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) im Camp Hol ermordete Sanitäter Basim Mihemed ist in Hesekê beigesetzt worden. An der bewegenden Beerdigung nahmen hunderte Menschen teil.

Basim Mihemed stammte aus dem östlich von Hesekê gelegenen Bezirk Salihiyê und arbeitete seit fünf Jahren als Krankenpfleger und Sanitäter für die kurdische Rothalbmondorganisation Heyva Sor a Kurd. Am Dienstag wurde der 26-jährige Kurde im Auffang- und Internierungslager Hol von IS-Anhängern mit einer Stichwaffe tödlich verletzt. Mihemed war verheiratet und Vater von zwei Kindern. Seine Ehefrau ist mit dem dritten Kind schwanger.

Basim Mihemed wurde 1995 als Kind einer kurdischen Familie in Salihiyê geboren

Bevor die Beerdigungszeremonie begann, wurde der Sarg des Toten vom Sitz des Angehörigenrates von Gefallenen in einem Konvoi bis zum Ehrenfriedhof von Hesekê begleitet. Dort angekommen wurde zunächst eine Schweigeminute abgehalten. Ebdî Şêxo vom Gefallenenrat durchbrach als erster die Stille und würdigte Basim Mihemed für seinen „entschlossenen Einsatz für das Gemeinwohl“.

IS-Ideologie in Camp Hol allgegenwärtig

Der Ko-Vorsitzende von Heyva Sor a Kurd, Ebdi Emin, sagte, Nord- und Ostsyrien trauere um einen beherzten Menschen, der sich mutig und couragiert für die Gesundheit und das Leben von Geflüchteten eingesetzt habe. „Der Mord an unserem Freund Basim Mihemed zeigt uns, dass im Lager Hol eine allgegenwärtige IS-Ideologie herrscht, die sich gegen die Menschlichkeit richtet. „Mit Taten wie diesen soll unsere Gemeinschaft in Angst und Schrecken versetzt werden. Als Heyva Sor a Kurd lassen wir uns nicht entmutigen und werden unsere humanitäre Mission fortsetzen.“

Basim Mihemeds Schwester Besma Mihemed

Internationale Staatengemeinschaft muss Verantwortung übernehmen

Besma Mihemed, eine Schwester des verstorbenen Sanitäters, rief die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, Verantwortung zu zeigen und den Kampf gegen den IS zu stärken. Ein erster Schritt sei die Rückführung aller im nordostsyrischen Autonomiegebiet inhaftierten beziehungsweise internierten Mitglieder der dschihadistischen Terrormiliz. „Der IS-Terror keimt wieder auf. Menschen werden getötet, Kinder zu Waisen gemacht. Heute trifft es uns, morgen könnte es bereits anders aussehen“, warnte Mihemed.

Im Anschluss an die Reden wurde die Gefallenenurkunde von Basim Mihemed verlesen und den Hinterbliebenen ausgehändigt. Unter der Parole „Şehîd namirin“ (Gefallene sind unsterblich) wurde der Sarg des Mannes anschließend in die Erde gelassen.

Trauernde Angehörige des getöteten Sanitäters

Brutstätte für eine neue IS-Generation

Das Auffang- und Internierungslager Hol im nordsyrischen Kanton Hesekê gilt als Brutstätte des IS, dort leben derzeit gut 57.000 Menschen aus über fünfzig verschiedenen Ländern, darunter tausende IS-Familien, die nach der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz Anfang 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aufgegriffen wurden. Etwa die Hälfte aller Internierten sind Minderjährige, vielen wird die IS-Doktrin beigebracht. Dadurch entsteht eine neue IS-Generation, vor der die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien seit langer Zeit warnt. Die meisten Herkunftsländer verweigern sich der Rücknahme ihrer Staatsangehörigen und entziehen sich ihrer Verantwortung.

2021 mindestens 127 Mordfälle

Verantwortlich für die Indoktrination der Kinder mit der IS-Ideologie sind die von linientreuen IS-Anhängerinnen im Sektor „Muhadschirat“ aufgebauten Strukturen. Diese Dschihadistinnen haben auch nach dem Vorbild der sogenannten Al-Khansa-Brigade (Liwa al-Khansa), der IS-Religionspolizei für Frauen, die Hisba-Truppe aufgebaut. Diese begeht immer wieder Gräueltaten an Personen, die sich nicht an die Verhaltensnormen des IS halten. 2021 gab es mindestens 127 Mordfälle in Camp Hol, die allesamt auf das Konto der Hisba-Truppe und der IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ gehen sollen.

Mitarbeiter des IKRK leicht verletzt

Nur einen Tag nach dem Mord an Basim Mihemed wurde in Camp Hol ein Mitarbeiter des Internationalen Komiteen vom Roten Kreuz (IKRK) bei einem IS-Angriff leicht verletzt. Der Mann mit äthiopischer Staatsbürgerschaft habe sich im siebten Abschnitt des Lagers befunden, als das Fahrzeug attackiert wurde. Am selben Tag wurden in unmittelbarer Nähe drei Zelte von Unbekannten niedergebrannt. Es wird angenommen, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner der IS-Doktrin verweigerten und ihre Zelte als Strafmaßnahme abgebrannt wurden. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Viele der internationalen Hilfsorganisationen haben ihre Arbeit in Camp Hol vorerst eingestellt.