Zum 40. Jahrestag des Militärputschs vom 12. September in der Türkei kündigte die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (Koma Civakên Kurdistanê) eine neue Offensive an: „Schluss mit Isolation, Faschismus, Besatzung – Zeit für Freiheit“. Die revolutionär-demokratische Offensive hat das Ziel, „die Allianz aus AKP, MHP und Ergenekon, die aus dem auf Isolation basierenden Foltersystem auf Imrali einen systematischen Spezialkrieg und eine psychologische Operation gegen das kurdische Volk macht, die Besatzung ausdehnt und im In- und Ausland die faschistische Unterdrückung des kurdischen Volkes und der anderen Völker intensiviert” zu zerschlagen und wird sich in allen Teilen Kurdistans entsprechend der jeweiligen spezifischen Bedingungen entwickeln.
Der Zuspruch der Bevölkerung für die neue Kampagne ist schon jetzt beträchtlich: Seit gestern finden an vielen Orten von Kurdistan, Nord- und Ostsyrien und der kurdischen Diaspora in westlichen Ländern Demonstrationen und Kundgebungen statt, mit denen die Menschen ihre Unterstützung für die KCK-Offensive zum Ausdruck bringen – zuletzt in Şehba und Dirbêsiyê.
Vor allem die Demonstration in Şehba, einem wüstenähnlichen Niemandsland zwischen Efrîn und Aleppo, war besonders ausdrucksstark. Dort leben tausende Vertriebene aus dem ehemals selbstverwalteten Kanton Efrîn, der seit dem Frühjahr 2018 von der Türkei und ihren dschihadistischen Milizen besetzt ist. „Ja zur KCK, ja zu Apo!“ lautete ihre Hauptparole heute. „Es ist Zeit für die Freiheit Abdullah Öcalans“, hallte es immer wieder.
„Erdoğan sollte aufpassen, dass sein osmanischer Traum nicht zum Albtraum verkommt“
Der Protestmarsch begann in der Ortschaft Til Şeîr und endete im Dorf Babins, wo eine Kundgebung veranstaltet wurde. Das Bühnenprogramm bildeten die Reden bekannter politischer Persönlichkeiten. Zuerst sprach Arif Şêxo, Verantwortlicher des Ökonomie-Komitees der Exilverwaltung von Efrîn, zu der Menge. Şêxo sprach die Bestrebungen des türkischen Regimes an, mit einer neoosmanischen Außenpolitik die Türkei zu neuer, alter Größe verhelfen zu wollen: „Erdoğan sollte aufpassen, dass sein osmanischer Traum nicht zum Albtraum verkommt.“ Wer im Glauben sei, die Invasion in Efrîn und anderen Teilen Nordsyriens könne die Vertriebenen in Şehba in ihrem Kampf um Freiheit aufhalten, der irre sich. „Unser Widerstand geht so lange weiter, bis die Besatzung zerschlagen und unsere Gebiete befreit sind“, sagte Şêxo.
Danach richtete Newroz Haşim aus der Efrîn-Koordination des Frauendachverbands Kongreya Star einige Worte an die Anwesenden. Haşim richtete einen Appell an die kurdische Bevölkerung in allen Teilen Kurdistans und mahnte, dass nur die Einheit die Pläne der türkischen Regierung vereiteln könne. „Eine innerkurdische Einheit in Verbindung mit der Geschwisterlichkeit der Völker ist das, was wir für unseren Kampf dringend benötigen. Bereits seit Jahren appelliert der Repräsentant Abdullah Öcalan an uns, eine Einheit zu bilden, um unsere Errungenschaften zu verteidigen. Nur als Einheit werden wir in der Lage sein, unsere Revolution zu verteidigen.“
Jugenddemonstration in Dirbêsiyê
Die Demonstration in Dirbêsiyê wurde von der Revolutionären Jugendbewegung Nord- und Ostsyriens organisiert. Nach einer Schweigeminute für die Gefallenen der Rojava-Revolution und kurdischen Befreiungsbewegung marschierten die Aktivistinnen und Aktivisten hinter einem Fronttransparent mit der Aufschrift „Es lebe der revolutionäre Volkskrieg“ über die gesamte Serêkaniyê-Straße bis hin zum Platz der Gefallenen im Zentrum von Dirbêsiyê.
Aus dem Lautsprecherwagen ertönten im Wechsel revolutionäre Lieder und Reden, in denen Aktivitäten angekündigt wurden, mit denen deutlich gemacht werden soll, wie wichtig die KCK-Offensive für die Zukunft Kurdistans und Nordostsyriens sei. Zudem wurde der Guerillawiderstand im südkurdischen Heftanîn begrüßt. Den Abschluss der Demonstration bildete ebenfalls eine Kundgebung.
„Die Isolation gegen Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali betrifft nicht nur ihn – sie richtet sich gegen das gesamte kurdische Volk“, sagte der Aktivist Ferhat Til Kerma. An die Jugend appellierte er, sich zu organisieren: „Eine organisierte und bewusste Jugend ist die einzig richtige Antwort, die den Besatzern zu liefern ist. Die revolutionäre Jugend und die Guerilla ist die Hoffnung der Völker auf Freiheit.“