Im Rahmen der KCK-Offensive „Schluss mit Isolation, Faschismus und Besatzung – Zeit für Freiheit“ fand am Sonntag in Tirbespiyê (al-Qahtaniyya) im nordöstlichen Syrien eine Demonstration gegen die Haftbedingungen des PKK-Gründers Abdullah Öcalan statt, der seit mehr als 21 Jahren auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali von seiner Außenwelt abgeschottet wird. An der Protestveranstaltung in dem multikulturellen Städtchen im Kanton Qamişlo nahmen Angehörige der verschiedensten Volksgruppen teil. Der laut Corona-Schutzverordnung erforderliche Mindestabstand konnte größtenteils eingehalten werden. Die meisten Teilnehmer*innen waren Frauen.
Startpunkt des Marsches durch Tirbespiyê war daher auch der Vereinssitz von Kongreya Star, dem Dachverband der Frauenbewegung in den Autonomiegebieten Nord- und Ostsyriens. Unter einem bunten Fahnenmeer lief die Menschenmenge lautstark in Richtung der Grundschule Xewla im Zentrum der Stadt. Dabei fielen immer wieder Parolen, mit denen der Guerillawiderstand im südkurdischen Heftanîn begrüßt wurde. Ganz vorne hielten zwei Aktivistinnen ein Transparent mit dem Konterfei von Hevrîn Xelef (Havrin Khalaf). Die kurdische Politikerin, die zugleich Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens war, wurde im Oktober vergangenen Jahres im Zuge des Angriffskrieges der Türkei gegen Rojava von einer pro-türkischen Dschihadistenmiliz ermordet.
Den Abschluss der Veranstaltung markierte eine kämpferische Rede von Nasir Yunis, der Kommandant bei den Gesellschaftlichen Verteidigungskräften HPC (kurd. Hêzên Parastina Civakî) ist. Yunis erklärte direkt zu Beginn seiner Ansprache, dass der türkische Staat „Kopf des globalen Terrors“ sei, der mittels Einschüchterungen, Massakern und einer Drohpolitik seine Ziele umsetzen wolle. „Die Isolation des kurdischen Volksrepräsentanten Abdullah Öcalan und die damit einhergehenden Angriffe auf Kurdistan zielen auf die totale Vernichtung unseres Volkes ab. Der Staat glaubt, mit der Isolation auf Imrali verhindern zu können, dass uns die Ideen von Rêber Apo erreichen. Er irrt sich. Wir alle wissen, dass die Freiheit Abdullah Öcalans die Befreiung des Mittleren Ostens bedeutet“, sagte Yunis. Die Demonstration endete mit Applaus und der Parole „Bijî Serok Apo“.
Tirbespiyê
Tirbespiyê ist ursprünglich eine assyrische Stadt, die in den 1920er Jahren gegründet wurde und bis 1962 offiziell Qbor el-Bid hieß. Ihr alter Name entstand aus den aramäischen Worten „Qoreh” („Gräber“) und „khworih” („weiß“) – zusammen also „Weiße Gräber“. Der kurdische Name hat die gleiche Bedeutung. Heute besteht die Mehrheit der Einwohnerschaft aus Kurden, es gibt aber auch eine relevante Anzahl von Assyrern, Aramäern und Eziden.