Anlässlich der von der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) zum 12. September, dem 40. Jahrestag des Militärputschs vom 12. September in der Türkei, initiierten Offensive „Schluss mit Isolation, Faschismus, Besatzung – Zeit für Freiheit“ sind am Samstag im gesamten Bundesgebiet Kurdinnen und Kurden sowie solidarische Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den institutionalisierten Faschismus in der Türkei zu demonstrieren und Freiheit für Abdullah Öcalan zu fordern. Die Proteste richteten sich im Besonderen gegen die Isolation auf der Gefängnisinsel Imrali, auf der Öcalan, der dem kurdischen Volk als politischer Repräsentant gilt, seit über zwei Jahrzehnten als Geisel festgehalten wird. Wir berichten von einer kleinen Auswahl:
Düsseldorf
Eine Demonstration in Düsseldorf führte vom DGB-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße beginnend unter einem Fahnenmeer und Transparenten mit dem Konterfei des PKK-Begründers durch das Zentrum der Rhein-Metropole. Zuvor fand eine stimmungsvolle Auftaktkundgebung statt, die mit einer Rede von Engin Sever, dem Ko-Vorsitzenden der kurdischen Föderation FED-MED NRW eingeleitet wurde. Sever erinnerte an den Sturm der Unterdrückung und Verfolgung, der nach dem Putsch vor vierzig Jahren in der Türkei wehte. „Unter der Federführung von revolutionären Persönlichkeiten wie Kemal Pir, Mehmet Hayri Durmuş und Sakine Cansız entzündeten sich in den Gefängnissen die ersten Funken des Widerstandes gegen die Militärjunta. Heute brennt dieser Funke in Heftanîn. Kurdistan wird zum Grab des Faschismus werden.“ Zudem würdigte Sever den Widerstand von Abdullah Öcalan.
Provokationen von Faschisten in Darmstadt
An einer vom örtlichen Volksrat organisierten Demonstration in Darmstadt beteiligten sich auch kurdische Aktivist*innen, die aus Mannheim angereist waren. Um 15 Uhr startete der Zug vom Friedensplatz durch die Stadtmitte. Auf gezielte Provokationen faschistischer Erdoğan-Anhänger und einiger Polizeibeamt*innen gingen die Demonstrierenden nicht ein.
Als Redner*innen der Abschlusskundgebung beteiligten sich Mehmet Çopan vom Darmstädter Volksrat und Murşide Oltan, Aktivistin bei KOMAW, einer europaweiten Institution der Angehörigen von Menschen, die im Befreiungskampf ums Leben gekommen sind oder vermisst werden. Beide verurteilten die faschistische Diktatur, die 1980 unter Leitung des Generalstabschefs Kenan Evren in der Türkei eingeführt wurde, und unterstrichen ihre Bereitschaft, den Widerstand für die Freiheit Abdullah Öcalans fortzusetzen.
Stuttgart
Auch in Stuttgart waren Kurdinnen und Kurden mit ihren Farben am Samstag auf der Straße. Treffpunkt der Demonstration war die Lautenschlager Straße. Nach einer Schweigeminute für die Gefallenen der kurdischen Freiheitsbewegung und den Revolutionär*innen, die im Zuge des Putsches ermordet wurden, setzte sich der Zug laut und kämpferisch Richtung Königstraße in Bewegung. Dort angekommen gab es Reden, Musik und traditionelle Tänze.
Kundgebung in Frankfurt
An der Hauptwache in der Frankfurter Innenstadt wurde eine Kundgebung gegen den türkischen Faschismus und die Isolation auf Imrali durchgeführt. Ein Redner thematisierte die antidemokratischen Zustände in der Türkei, darunter die Absetzung gewählter Bürgermeister*innen der HDP, und rief zur Teilnahme an der KCK-Offensive und gemeinsamen Verteidigung der Errungenschaften des kurdischen Volkes auf.
Kundgebung und Flyer-Aktion in Saarbrücken
Im Rahmen einer Kundgebung in der City von Saarbrücken führten Aktivistinnen und Aktivisten vor der Europa-Galerie eine Flyeraktion durch. Auch hier lautete die zentrale Forderung: „Freiheit für Öcalan“ sowie „Türkische Armee raus aus Kurdistan“.
Demonstration in Heilbronn
Das demokratisch-kurdische Gesellschaftszentrum Heilbronns hatte ebenfalls zu einer Demonstration aufgerufen. Die Aktion, an der sich auch Menschen aus den umliegenden Orten beteiligten, startete am Festplatz Theresienwiese und führte die Hafenstraße entlang. Ein Sprecher des kurdischen Vereins signalisierte, dass eine Reihe von Aktionen und Veranstaltungen im Raum Heilbronn in Planung seien, um eine kritische deutsche Öffentlichkeit zu schaffen, die die Zusammenarbeit der Bundesregierung mit dem Regime in der Türkei hinterfragt.