Türkischer Drohnenangriff auf Tel Rifat

Die türkische Armee hat erneut einen Drohnenangriff auf Tel Rifat im Norden von Aleppo durchgeführt. Der Angriff löste Panik aus, offenbar wurde jedoch niemand verletzt.

Eine türkische Drohne hat einen Hügel bei Tel Rifat in Nordsyrien beschossen. Das berichten die Nachrichtenagenturen North Press und ANHA. Nach Angaben von North Press wurden keine Menschen verletzt, es entstand Sachschaden. Der Angriff habe Panik bei den Bewohner:innen der im Kanton Şehba gelegenen Stadt und den dort lebenden Binnenvertriebenen aus Efrîn ausgelöst.

Tel Rifat ist ein häufiges Angriffsziel der türkischen Armee. Am 27. Februar beschoss eine türkische Drohne Stellungen der syrischen Regierungstruppen in der Stadt. Am 15. Februar wurden das Stadtgebiet und die ländliche Umgebung von der türkischen Armee mit etwa 20 Granaten beschossen, wobei fünf Minderjährige verletzt wurden und Sachschaden am Eigentum der Zivilbevölkerung entstand.

In Tel Rifat leben seit der völkerrechtswidrigen Besatzung von Efrîn vor vier Jahren durch den NATO-Staat Türkei viele der aus der Region geflüchteten Bevölkerung. Militärisch wird das Gebiet seit 2018 von syrischen Regierungstruppen und Russland kontrolliert.

Tel Rifat und die Region Şehba

Tel Rifat liegt 35 Kilometer nördlich von Aleppo. Şehba stellt de facto die Verteidigungslinie von Aleppo dar. Die kleine Region umfasst etwa 80 Dörfer und Weiler, ist 65 Kilometer lang und 15 Kilometer breit. 2012 war Tel Rifat und seine Umgebung von türkisch kontrollierten FSA-Einheiten und dem Al-Qaida-Ableger Jabhat al-Nusra besetzt worden. 2015 nahm der IS die gesamte Region bis auf einige wenige Ortschaften ein. Bis zur Besetzung von Efrîn befand sich die Region nach ihrer Befreiung unter dem Schutz der QSD. Russland ergriff die Gelegenheit der türkischen Efrîn-Invasion und ließ sich gemeinsam mit Regimetruppen in der Region Şehba nieder. Nachdem der türkische Staat am 15./16. März 2018 Efrîn vollkommen eingekreist hatte, wurde nach Gesprächen zwischen Russland und den QSD auf russischen Wunsch hin ein Korridor für die Zivilbevölkerung von Efrîn geöffnet. Als Teil des Abkommens mussten die QSD abziehen und es wurden russische, syrische und iranische Truppen dort stationiert.

Obwohl der türkische Staat die Region fast täglich mit Artillerie beschießt, leben in Şehba nach Angaben der Selbstverwaltung etwa 100.000 Flüchtlinge aus Efrîn. Dazu kommen 150.000 Menschen, die aus Regionen wie Azaz, Cerablus und Bab vor der türkischen Besatzung geflohen sind. Die ursprüngliche Bevölkerung der vor allem von Wüste geprägten Region betrug 90.000. Insbesondere die Menschen aus Efrîn bleiben trotz schwerer Bedingungen in der Region, denn sie hoffen auf die Befreiung ihrer Heimat.