In der letzten Zeit wurde immer wieder in der türkischen Presse die Meldung verbreitet, die Türkei hätte mit russischer Unterstützung Arfêd (Tel Rifat) eingenommen. Die Bevölkerung der Region sowie die Flüchtlinge aus Efrîn dort widerlegen diese Behauptung.
Geschichte von Arfêd
Historisch gesehen, ist Arfêd eine Region, die viele Königreiche beherbergte. Eines dieser Königreiche war das des assyrischen Herrschers Tiglatpilesar II, der diese Stadt im 9. Jahrhundert v.u.Z. unter seine Herrschaft nahm. Arfêds Geschichte geht bis in 9. Jahrhundert zurück und erhielt später den arabischen Namen Tell Rifat.
Arfêd liegt 35 Kilometer nördlich von Aleppo. Die Stadt hat eine Fläche von etwa 710 Hektar. Sie gehörte zu Azaz. Die Einwohner*innenzahl lag nach einer Zählung von 2013 bei 43.781. In der Stadt und im Landkreis gibt es viele historische Stätten. Im Stadtzentrum befindet sich ein 1909 errichteter Bahnhof, der als Verbindung zwischen der Türkei und Aleppo diente. Das archäologische Zentrum befindet sich ebenfalls in der Stadt. Gleichzeitig ist Arfêd reich an fruchtbarem Land, auf dem Weizen, Linsen, Hirse, Erdnüsse, Oliven und Weintrauben angebaut werden. In der Stadt befindet sich ein wichtiger Handelsplatz, auf dem sich die Dörfer der Umgebung mit ihrem Bedarf eindecken.
Arfêd stand bis zum 15. Februar unter der Besatzung des türkischen Staates und seiner Milizen, wurde aber befreit. Seitdem versuchen die ehemaligen Besatzer die Stadt wiederzuerobern. Aus diesem Grund haben sie die Städte Marê, Kelcibrin und Arfêd häufig bombardiert. Aber aufgrund des Widerstands der revolutionären Kräfte blieben diese Eroberungsversuche bislang erfolglos.
Während wir uns im Zentrum von Arfêd bewegen, erleben wir eine lebendige Stadt, in der die Bewohner*innen ihr tägliches Leben fortsetzen.
Behauptungen des türkischen Staates entbehren jeder Grundlage
Wir sprechen mit dem Techniker Ebdo Helebiye in Arfêd. Er ist nach der Befreiung der Stadt zurückkehrt und hat seine Arbeit wieder aufgenommen. Er erklärt gegenüber ANHA: „Wir leben in Frieden in unserer Stadt. Wenn der türkische Staat behauptet, es gäbe hier keine Ruhe, dann ist das eine Lüge.“
„Ein Leben in Frieden und Ruhe“
Îsa Mihemed hat sich aus dem Dorf Meydan Ikbis in Efrîn-Raco in Arfêd niedergelassen. Er berichtet, dass er aufgrund der Verwüstungen durch das türkische Militär hierher gekommen sei: „Im Moment leben wir in Ruhe und Frieden in Arfêd. Der Kurdische Rote Halbmond und die revolutionären Kräfte unterstützen uns.“
Die türkeitreuen Milizen sind hinter Beute her
Der 63-jährige İzet Ebdulhemîd aus Efrîn-Cindirês berichtet, dass die türkeitreuen Milizen alle Häuser in Cindirês geplündert haben: „Unsere Verwandten, die im Dorf geblieben sind, berichten, dass die Banden ihre Häuser geplündert und nichts mehr zurückgelassen haben. Das türkische Militär und seine Banden wird nicht mehr lange in Efrîn bleiben, der Widerstand von Efrîn wird siegen.“
„Die Kämpfer*innen werden Efrîn aus den Händen der Banden befreien“
Zeynep Mihemed aus dem Eşrefiye Viertel von Efrîn ist ebenfalls nach Arfêd gekommen. Sie erklärt, dass das türkische Militär und seine Milizen die Bevölkerung von Arfêd einschüchtern und damit zur Flucht zwingen wolle: „Bis jetzt gibt es in Arfêd keinerlei Gefahr, die Bevölkerung lebt in Ruhe und Frieden. Wir hoffen, dass die Kämpfer*innen der YPG und YPJ Efrîn von den Banden so bald wie möglich säubern werden und wir sobald wir nach Efrîn zurückkehren.“
Der türkische Staat vertreibt die kurdische Bevölkerung
Hesna Mihemed aus dem Dorf Babis in Arfêd, die vor einigen Jahren nach Efrîn ausgewandert war und nun aufgrund der Invasion wieder in Arfêd lebt, erklärt: „Der türkische Staat lässt uns nicht in Frieden leben. Er hat seit Beginn der Syrienkrise großes Leid über unsere Bevölkerung gebracht. Jetzt behaupten sie Arfêd zu besetzen und wollen uns so vertreiben. Aber der türkische Staat sollte es gut wissen, dass wir Widerstand leisten und unser Land nicht verlassen werden.“