Türkei setzt Drohnenterror fort: Auto bei Kobanê bombardiert

Der türkische Staat setzt mitten in der Erdbebenkatastrophe ihren Krieg gegen Kurdistan fort. In der Nähe von Kobanê wurde ein Auto von einer Killerdrohne angegriffen. Ein Kämpfer der Demokratischen Kräfte Syriens ist getötet worden.

Eine türkische Drohne hat ein Auto in Nordsyrien angegriffen. Nach Angaben aus der Region ereignete sich der Angriff auf dem Weg zu dem westlich von Kobanê gelegenen Dorf Menaz, ein Insasse wurde getötet. Wie die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) mitteilen, handelt es sich um einen Kämpfer des multiethnischen Bündnisses. Der Mann habe sich zu einem Familienbesuch in der Region aufgehalten, als sein Fahrzeug bombardiert wurde. Die persönlichen Daten lagen zunächst nicht vor.

Mindestens neun Drohnenangriffe seit Jahresbeginn

Seit Anfang des Jahres verübte der türkische Staat mindestens neun völkerrechtswidrige Drohnenangriffe auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien. Die Türkei versucht hauptsächlich Personen zu töten, die wichtig für die Stabilität in den Gebieten der Autonomen Administration (AANES) sind: Personal der Selbstverwaltung, Angehörige militärischer Strukturen, Politikerinnen und Politiker.

Angriffsziel sind auch Strukturen für den Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS). Am 19. Januar wurde ein für die militärische Koordinierung mit der internationalen Koalition gegen den IS genutzter Stützpunkt in Rimêlan bombardiert. Bei dem Drohnenangriff wurde ein QSD-Kämpfer getötet, der für die Koordination mit der Anti-IS-Koalition zuständig war. Ein weiteres Mitglied des multiethnischen Militärverbands wurde verwundet.

Doch auch die Zivilbevölkerung wird immer wieder ins Visier genommen. Im Januar ist neben weiteren Zivilist:innen auch ein Zwölfjähriger bei einem Drohnenangriff auf der Straße zwischen Qamişlo und Dêrik ums Leben gekommen.

Angriffe werden trotz Erdbeben fortgesetzt

Die Türkei hat die Angriffe auf die selbstverwalteten Gebiete in Nordsyrien auch nach der schweren Erdbebenkatastrophe vom 6. Februar nicht ausgesetzt. Die Zahl der Todesopfer in der Türkei ist inzwischen auf knapp 30.000 gestiegen, aus Syrien wurden zuletzt 3775 Tote gemeldet. Betroffen von dem Erdbeben sind vor allem Efrîn, Aleppo und Idlib im Nordwesten des Landes.

Im selbstverwalteten Kanton Şehba haben ungefähr 15.000 Menschen aus Aleppo Zuflucht gesucht. In dem Gebiet leben bereits Hunderttausende Personen aus Efrîn, die 2018 vor der türkischen Invasion geflohen sind. Kurz nach dem Erdbeben, in der Nacht von Montag auf Dienstag, hat die Türkei die Stadt Tel Rifat in Şehba angegriffen.

Legitimiert wurden die Angriffe mit Meldungen angeblicher Attacken aus Nord- und Ostsyrien. Dabei handelt es sich um eine immer wieder vorgeschobene Argumentation, um den Terror gegen die Bevölkerung der Autonomieregion zu rechtfertigen. Der Beschuss der unzähligen hilfesuchenden Menschen stellt ein Kriegsverbrechen dar. Die in der Region aktive Widerstandsgruppe „Befreiungskräfte Efrîns“ (HRE) hatte am 7. Februar erklärt, aufgrund des Erdbebens keine Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen durchzuführen. Auch die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat dazu aufgerufen, alle Kampfhandlungen einzustellen und nur bei Angriffen Selbstverteidigung zu üben.

Diese Meldung wurde um 22:16 Uhr aktualisiert