Til Temir: Zwölf tote Söldner bei Angriffen des Militärrats

Bei Gegenschlägen auf eine Bodenoffensive der von der Türkei gesteuerten SNA im Großraum von Til Temir sind zwölf pro-türkische Söldner getötet worden.

Bei Defensivangriffen des Militärrats von Til Temir gegen eine Bodenoffensive der sogenannten SNA („Syrische Nationalarmee“) sind mindestens zehn pro-türkische Söldner getötet worden. Das teilte der Militärrat der Stadt mit. Weitere Dschihadisten sollen zum Teil schwer verletzt worden sein, die genaue Zahl sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch unklar. Zwei weitere SNA-Milizionäre wurden den Angaben nach bei einem versuchten Angriff auf ein Dorf in der nördlich an Til Temir angrenzenden Gemeinde Zirgan (Abu Rasen) getötet. Der Versuch der Besatzungstruppen, in die Region einzusickern, sei vereitelt worden, so der Militärrat.

Die Offensive der von der Türkei gesteuerten SNA an der Westfront vor Til Temir hatte am Sonntagfrüh mit Angriffen auf die assyrischen Dörfer Tawila und Tall Tawil (Til Tewîl) sowie die Ortschaft Al-Khamsin begonnen. Im weiteren Verlauf weiteten sich die Attacken auch auf den Ort Al-Gozaliya (Kuzliyah) aus. Der den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) angeschlossene Militärrat von Til Temir reagierte unmittelbar mit Gegenschlägen und feuerte unter anderem Lenkflugkörper auf Positionen der SNA ab. Zudem lieferten sich die Kämpferinnen und Kämpfer des Verbands heftige Gefechte mit den Angreifern.

Das Video zeigt Angriffe vom Sonntag auf Positionen der SNA in Til Temir | Video: ANHA


Der Angriff der SNA folgte auf die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den QSD und der syrischen Regierung nahestehenden bewaffneten Gruppen in der ostsyrischen Region Deir ez-Zor seit Anfang der Woche sowie auf die Angriffe türkischer Söldner auf Minbic (Manbidsch) in den vergangenen beiden Tagen. In der Nähe von Minbic sind in der Nacht von Donnerstag auf Freitag vier Kinder bei einem von Artilleriebeschuss begleiteten Infiltrationsversuch der SNA getötet worden. Unbestätigten Berichten zufolge kamen am Samstag weitere Zivilpersonen bei einem Angriff im Norden von Minbic ums Leben. Zeitgleich zur versuchten Offensive auf Til Temir hatten die Proxy-Truppen der Türkei auch einen Bodenangriff gegen Dörfer in Ain Issa verübt. Der Angriff konnte ebenfalls zurückgeschlagen werden. Dort sowie in Til Temir sollen infolge von Artilleriefeuer der SNA auf syrische Militärposten jedoch mehrere Soldaten des Regimes getötet und verletzt worden sein. Ein von den QSD begleiteter Konvoi der russischen Armee fuhr am Abend Richtung Kontaktlinie, um die Soldaten zu evakuieren.

Knotenpunkt der Schnellstraße M4

Til Temir hat etwa 25.000 Einwohner:innen und liegt 30 Kilometer von der syrisch-türkischen Grenze entfernt. Die christlich geprägte Stadt ist von strategischer Bedeutung, da sie ein Knotenpunkt der Schnellstraße M4 ist, die Hesekê mit dem Gouvernement Aleppo im Nordwesten verbindet. Die Stadt ist seit der Besetzung von Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) im Herbst 2019 ständigen Angriffen der türkischen Armee und ihrer Söldnertruppen ausgesetzt. Verteidigt wird Til Temir von einem Militärrat, der aus den Chabur-Wachen, dem Militärrat der Suryoye (MFS) und den Frauenverteidigungskräften Bethnahrin besteht. Sie schützen Teile des nördlichen und westlichen Umlands von Til Temir sowie die gesamte südliche Landschaft. Die sogenannte SNA „kontrolliert“ das nördliche Umland bis zur Stadt Serêkaniyê an der Nordgrenze Syriens.

Titelfoto:MFS-Kämpfer an der Front von Til Temir im November 2019