Tausende in Hesekê auf der Straße: „Merwan Bedel lebt!“

Im nordostsyrischen Kanton Hesekê haben tausende Menschen gegen den Tod von Merwan Bedel protestiert. Der Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Selbstverwaltung von Şengal war am Dienstag bei einem gezielten Drohnenangriff der Türkei ermordet worden.

Im Kanton Hesekê im Nordosten von Syrien sind am Donnerstag tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den gewaltsamen Tod von Merwan Bedel zu protestieren. Der Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Selbstverwaltung im ezidisch geprägten Şengal war am Dienstag bei einem gezielten Drohnenangriff der Türkei in seinem Fahrzeug ermordet worden. Zwei seiner Kinder, die sich ebenfalls in dem Wagen befanden, konnten gerettet werden.

„Wir verurteilen die Aggression des türkischen Staates gegen unsere Völker, die sich nach Frieden sehnen. Mit dem Anschlag auf Merwan Bedel hat die Führung in Ankara ein weiteres Mal bewiesen, dass sie sich von Terror, Spaltung und Krieg nährt“, hieß es bei einer Kundgebung im westlich von Hesekê gelegenen Waşokanî-Camp, das über zwölftausend Vertriebene aus den von der Türkei besetzten Gebieten beherbergt. Es sei auch kein Zufall, dass mit der Zunahme der militärischen Gewalt des Nato-Partners im südlichen Teil Kurdistans die Angriffe der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) in der Region ansteigen.

Fronttransparent in Al-Nasra

Im zentral gelegenen Bezirk Al-Nasra fand eine Demonstration statt. Auf dem Fronttransparent stand die Aussage: „Gestern war es der IS, der Şengal angriff. Heute sind es Recep Tayyip Erdoğan, Mesûd Barzanî und Mustafa al-Kadhimi“. Über dem Schriftzug waren die Konterfeis der Staats- und Regierungschefs abgebildet. Immer wieder riefen die Menschen: „Die Gefallenen sind unsterblich. Merwan Bedel lebt!“

Aus Hass gegen die Kurden

Bei der abschließenden Kundgebung im Cûdî-Viertel warf die Frauenrechtsaktivistin Wesif Şebût von Kongreya Star dem türkischen Staat antikurdischen Rassismus vor. Die Regierung in Ankara leide unter einem extrem ausgeprägten Hass gegen Kurdinnen und Kurden, die an ihrem „Recht auf Selbstbestimmung“ festhielten und die „Errungenschaften ihrer Befreiungskämpfe“ verteidigten. Remedan Fetah, der Ko-Vorsitzende des Zivilrats von Hesekê, erklärte, dass das vordergründige Ziel der Türkei in Nord- und Ostsyrien beziehungsweise Rojava die „Ausschaltung patriotischer Persönlichkeiten“ sei, während sich der türkische Staatsterror in Südkurdistan und vor allem Şengal auf die Exekutierung von Politikerinnen und Politikern konzentriere, die sich unter dem Eindruck des IS-Genozids von 2014 aktiv am Aufbau der Autonomieverwaltung beteiligten.

Die meisten Demonstrationen wurden von der PYD organisiert

„Es ist nicht nur die Befreiung von Şengal und der damit einhergehende Aufbau ziviler und militärischer Strukturen wie die Autonomieverwaltung und die Widerstandseinheiten YBŞ, die jenen Hassern unseres Volkes die Wut in die Augen steigen lässt. Es ist auch die Weigerung der Bevölkerung Şengals, sich einer äußeren Kraft zu unterwerfen“, führte Fetah weiter aus.

Kundgebung in Hol

In Amûdê, Çilaxa, Girkê Legê, Dêrik, Tell Brak, Şedadê, Hol und Til Temir wurde ebenfalls demonstriert. Bei einer Protestkundgebung in Dirbêsiyê wurde der Mord an Merwan Bedel als Fortsetzung des Genozids an den Ezidinnen und Eziden bezeichnet. „Die internationale Gemeinschaft; der sogenannte Westen, geniert sich nicht zu ignorieren, dass ein Volk, das sich vor der vollständigen Vernichtung durch den IS bewahren konnte, laufend im Visier des türkischen Staates ist“, sagte Ristem Bekir als Ko-Vorsitzender des Zivilrats von Dirbêsiyê.