15.000 Euro für Brandopfer: Wiesbadener Arzt unterstützt medizinische Versorgung in Rojava

In Nordostsyrien kämpfen Überlebende von Krieg und Vertreibung um ihre Existenz. Der Wiesbadener Arzt Michael Wilk unterstützt mit einer Delegation die medizinische Versorgung brandverletzter Kinder – und kritisiert das Versagen internationaler Politik.

Michael Wilk: „Fluchtursachen bekämpfen, nicht Geflohene“

Der Wiesbadener Arzt und langjährige Aktivist Michael Wilk ist derzeit gemeinsam mit einer Delegation der Hilfsorganisation Friedensdorf International in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien unterwegs. Ziel der Reise ist es, den Kontakt zum Kurdischen Roten Halbmond (Heyva Sor a Kurd) zu stärken und Projekte zur Versorgung von schwer brandverletzten Kindern zu unterstützen.

Die oftmals prekären Lebensbedingungen – das Leben in Zelten, der Einsatz offener Feuerstellen und brandanfälliger Öfen – führen immer wieder zu schweren Verbrennungen bei Kindern. Die Betroffenen benötigen spezialisierte chirurgische Hilfe, die in der Region nur unzureichend zur Verfügung steht.

Durch tatkräftige Unterstützung konnte Wilk nun 15.000 Euro an den Kurdischen Roten Halbmond übergeben. Die Summe soll direkt und vollständig in medizinische Projekte fließen. „Die Lage vor Ort bleibt prekär. Die Versorgung vieler Menschen, die durch die Angriffe des türkischen Erdoğan-Regimes und seiner islamistischen Söldnertruppe SNA vertrieben wurden, ist kaum möglich“, erklärte Wilk bei der Übergabe.

Geldübergabe bei Heyva Sor a Kurd

Angespannte humanitäre Lage

Wilk schildert die Situation in Nordostsyrien als weiterhin hoch belastet. Die Aggression der pro-türkischen Gruppierung „Syrische Nationalarmee“ (SNA), die seit Jahren gezielte Angriffe auf die multiethnische Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien verübt, dauert an. Hunderttausende Menschen wurden durch die Angriffskriege in den Jahren 2018 und 2019 sowie durch die jüngsten Besatzungsoffensiven zur Flucht gezwungen. Viele leben seitdem unter extrem schlechten Bedingungen in improvisierten Lagern oder Bauruinen östlich des Euphrats. Die Verteidigungseinheiten der Region schützen diese und leisten parallel Schutz vor Angriffen und Eindämmung der weiterhin aktiven Strukturen des sogenannten Islamischen Staates (IS).

Brandverletzte Person © MW

Rückzug internationaler Hilfe verschärft Notlage

„Die Bevölkerung, die Selbstverwaltung, sowie der Kurdische Rote Halbmond und internationale Hilfsorganisationen versuchen die Geflohenen soweit als möglich zu unterstützen“, sagt Wilk. Doch zusätzlich zu den militärischen Bedrohungen habe der Rückzug internationaler Hilfsprogramme, insbesondere die Einstellung der US-Entwicklungshilfe (USAID) auf Betreiben der Trump-Administration, die Versorgungslage dramatisch verschlechtert, betont der Arzt. Schulen müssen geschlossen werden, weil Gebäude als Notunterkünfte dienen. Die humanitäre Infrastruktur sei massiv überlastet.

Geflohene in Bauruinen in Qamişlo © MW

„Die Menschen der Region kämpfen weiterhin um den Wiederaufbau ihrer vom Krieg zerstörten Heimat“, so Wilk. Eine Beendigung der türkischen Angriffe und eine massive Unterstützung beim Aufbau einer funktionierenden Zivilgesellschaft seien dringend notwendig. Wilk kritisierte dabei das westliche Regierungshandeln scharf: „Hier versagt jedoch westliches Regierungshandeln seit Jahren. Bekämpft endlich Fluchtursachen - nicht die Geflohenen!“