Sechs Gefallene bei Angriff in Raqqa

Bei dem Angriff einer IS-Terrorzelle auf das Hauptquartier der Asayîş in Raqqa sind sechs Angehörige der Sicherheitskräfte getötet worden, in der Stadt wurde eine Ausgangssperre verhängt. QSD-Generalkommandant Mazlum Abdi warnt vor weiteren Anschlägen.

Bei dem Angriff auf das Hauptquartier der Asayîş im nordsyrischen Raqqa sind sechs Menschen getötet worden. Das teilte Ali Haco als Ko-Vorsitzender des Komitees der inneren Sicherheit der Autonomieverwaltung mit. Zuvor war von mehreren Schwerverletzten gesprochen worden. Bei vier der Gefallenen handelt es sich laut Haco um Wachleute, die beiden anderen waren demnach Mitglieder der Demokratischen Kräfte Syriens QSD). Ihre Identitäten sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben werden.

Der Ansturm auf das Hauptquartier der Sicherheitskräfte der Autonomieverwaltung im westlich gelegenen Stadtteil Al-Dariya hatte sich am Montagmittag ereignet und zielte offenbar auf die Befreiung von Gefangenen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) ab. Eine mit Maschinengewehren bewaffnete Zelle eröffnete an einem Kontrollpunkt vor dem Gebäudekomplex, in dem sich auch eine Haftanstalt befindet, das Feuer. Unter ihnen seien auch mehrere mit Sprengstoffgürteln ausgestattete Selbstmordattentäter gewesen, hieß es.

Im Gefängnis Al-Dariya werden rund 900 IS-Dschihadisten festgehalten, darunter 200 hochrangige Mitglieder der Terrorgruppe. Die Asayîş gab an, eigene Kräfte hätten zwei der am Angriff beteiligten Islamisten erschossen, drei weitere wurden gefangen genommen. Der Zivilrat verhängte nach dem Angriff den Ausnahmezustand über Raqqa, die Stadt wurde abgeriegelt und eine Operation zur Aufspürung von Mittätern eingeleitet. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen und die Fenster geschlossen zu halten.

Einschusslöcher am Tor | Foto: ANHA

Der IS reklamierte die Attacke im Messenger-Dienst Telegram für sich. Ziel sei es gewesen, „Vergeltung für muslimische Gefangene“ zu üben. Gemeint seien nicht nur inhaftierte Mitglieder, sondern auch im Auffanglager Hol internierte IS-Frauen. Die Dschihadistinnen in Camp Hol sind bekannt für Gräueltaten an Menschen, die nicht nach den Maßstäben des IS leben. Seit Anfang des Jahres wurden in dem Lager, in dem über 50.000 Personen aus über fünfzig verschiedenen Ländern untergebracht sind, mindestens 44 Menschen von den dortigen IS-Strukturen ermordet. 2021 gab es sogar 127 Mordfälle in Hol.

Patronen auf dem Boden | Foto: ANHA

Der Ansturm in Raqqa ist der schwerwiegendste Anschlag der Terrorgruppe IS seit Anfang des Jahres. Ende Januar Januar hatten Dschihadisten ein Großgefängnis in Hesekê angegriffen, in dem damals mehr als 5.000 IS-Angehörige inhaftiert waren. Bei der versuchten Erstürmung, die eine Woche dauerte, kamen hunderte Menschen ums Leben.

Indes warnte der QSD-Generalkommandant Mazlum Abdi vor weiteren Anschlägen. „Wir beobachten eine gestiegene Gefahr von Attentaten durch IS-Schläferzellen hier in Raqqa. Diese Aktivitäten fallen mit den anhaltenden Drohungen durch die Türkei zusammen, die auf die Sicherheit und Stabilität der Region abzielen“, erklärte Abdi mit Blick auf die seit dem 19. November andauernde Angriffswelle des türkischen Staates gegen die Autonomieregion. Man gehe davon aus, dass die Terroristen nach dem Angriff auf das Asayîş-Hauptquartier auch weitere Ziele in der Stadt in Augenschein nehmen.

Diese Meldung wurde um 16:55 Uhr aktualisiert