Die albanische Regierung hat vier Frauen aus dem Nordosten von Syrien zurückgeholt, die sich vor Jahren der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) angeschlossen haben. Die Albanerinnen und ihre insgesamt neun Kinder sollen noch im Laufe des Freitags auf dem Flughafen in der Hauptstadt Tirana landen, hieß es. Ob und wie viele der Frauen nach ihrer Ankunft in Albanien in Haft kommen werden, blieb zunächst unklar.
Die Übergabe der albanischen IS-Anhängerinnen war am Mittag in der Abteilung für Auswärtiges der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien an eine Regierungsdelegation erfolgt. Das Rückführungsprotokoll wurde nach Angaben des Ressorts allerdings schon am vergangenen Wochenende unterzeichnet, Teil der Abordnung waren auch Vertreter der Regierung des Kosovo. Bei der Zusammenkunft diskutierten die Delegationsmitglieder, darunter Albaniens „Anti-Terror-Chef“ Alban Dautaj, unter anderem mit dem Außenbeauftragten der Selbstverwaltung Abdulkarim Omar und Dilan Ahmed vom Büro für internationale Beziehungen der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) über die sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen Nordostsyrien steht. Die Delegation zeigte sich besorgt angesichts der türkischen Aggression gegen die Region.
Hunderte Albaner beim IS
Auf dem Höhepunkt des syrischen Bürgerkriegs reisten nach Angaben der Regierung in Tirana mehrere hundert albanische Staatsangehörige aus, um sich dem IS anzuschließen. Die meisten dieser Dschihadisten wurden bei Kämpfen getötet, zurück blieben ihre Frauen und Kinder. Mit der Rückführungsaktion vom Freitag hat Albanien bislang 38 Frauen und Kinder mit albanischer Staatsbürgerschaft aus dem zerschlagenen „IS“ repatriiert. Die letzte Rückführung hatte im Juli des vergangenen Jahres stattgefunden. In den Lagern im nordostsyrischen Autonomiegebiet befinden sich noch mindestens 39 Frauen und Kinder aus dem Balkanland, weitere Rückführungsmissionen sollen bereits in Planung sein.
Gespräch zwischen der Selbstverwaltung und der Delegation aus Albanien/Kosovo ©AANES via NPA
Omar: Herkunftsländer müssen Verantwortung übernehmen
Abdulkarim Omar appellierte bei der Zusammenkunft nochmals an die Herkunftsländer der in Nord- und Ostsyrien festgehaltenen IS-Anhängerinnen und Dschihadisten, Verantwortung für ihre Bürgerinnen und Bürger zu übernehmen. Die Selbstverwaltung habe nicht die Kapazitäten, zehntausende Personen aus über 50 Ländern allein zu versorgen und zu sichern. „Wir fordern diese Länder seit Jahren auf, ihre in unseren Gebieten festgehaltenen oder inhaftierten Staatsangehörigen zurückzunehmen. Doch nur die wenigsten Regierungen sind bereit, sich ihrer Verantwortung nicht zu entziehen“, sagte Omar.