QSD wollen Wiedererstarken des IS verhindern
Der IS versucht in Teilen von Homs und Deir ez-Zor das aus dem Abzug der Regierungstruppen entstandene Machtvakuum auszunutzen. Die QSD wollen verhindern, dass die Terrormiliz zu neuer Stärke findet.
Der IS versucht in Teilen von Homs und Deir ez-Zor das aus dem Abzug der Regierungstruppen entstandene Machtvakuum auszunutzen. Die QSD wollen verhindern, dass die Terrormiliz zu neuer Stärke findet.
Angesichts der Dschihadisten-Offensiven in Syrien befürchten die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) ein Wiedererstarken der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Das derzeitige Sicherheitsvakuum hat dem IS offenbar in einigen Teilen des Landes eine stärkere Präsenz ermöglicht. Darauf wies der QSD-Pressesprecher Farhad Şamî am Abend hin. Durch die Zurückdrängung der syrischen Armee im Zuge des Besatzungsfeldzugs der Islamistenallianzen Hayat Tahrir al-Sham und „Syrische Nationalarmee“ (SNA) hätten IS-Zellen die Kontrolle über bedeutende Teile der Wüste von Homs und Deir ez-Zor gewonnen sowie strategische Positionen eingenommen, sagte der Sprecher.
Die QSD haben eine Reihe von „umfassenden und kontrollierten Maßnahmen“ ergriffen, um zu verhindern, dass der IS sein neues Einflussgebiet weiter ausbaut und sich in die Gebiete der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien ausdehnt. „Wir wollen eine Wiederholung des Szenarios von 2014 in jedem Fall verhindern“, erklärte Şamî, ohne näher auf die Maßnahmen einzugehen.
Derweil sind die Dschihadisten von HTS und SNA in Syrien weiter auf dem Vormarsch. Eine Woche nach Beginn ihrer Besatzungsangriffe in dem vom Krieg gebeutelten Land und nur wenige Tage nach der Einnahme Aleppos und der Şehba-Region hatten die von der Türkei gesteuerten Islamisten am Donnerstag die strategisch wichtige Stadt Hama eingenommen. Das syrische Militär räumte ein, die Kontrolle über die viertgrößte Stadt des Landes verloren zu haben. Inzwischen haben die Dschihadisten Kurs auf Homs genommen. Sollte die drittgrößte Stadt Syriens in die Hände von Terroristen fallen, wäre auch die Verbindung der Hauptstadt Damaskus zu den syrischen Mittelmeerhäfen abgeschnitten.
UN: 150.000 Menschen auf der Flucht
Wegen der Kämpfe zwischen HTS sowie SNA und Regierungstruppen sind nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) etwa 150.000 Menschen in Syrien auf der Flucht. Der Syrienbeauftragte Gonzalo Vargas Llosa schrieb auf X, die Zahl der Menschen, die wegen der Lage in Aleppo und anderswo fliehen mussten, nehme schnell zu und würde weiter steigen. Ein Großteil der Vertriebenen steuert die nordostsyrische Autonomieregion an. Unter ihnen sind zehntausende Menschen, die aus Tel Rifat (Tall Rifaat) geflüchtet sind. Die seit 2022 vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan als erstes Ziel für eine weitere Invasion seiner Armee in Nord- und Ostsyrien benannte Stadt in der nördlich von Aleppo gelegenen Şehba-Region wurde durch die laufenden Dschihadisten-Offensiven in die illegale Besatzungszone der Türkei integriert. Doch nicht längst alle Bewohnende konnten fliehen: Nach QSD-Angaben wurden mehr als 15.000 Menschen von SNA-Söldnern an der Flucht gehindert und sind nun eingeschlossen. In hunderten weiteren Fällen kam es laut dem Bündnis zu Entführungen – mutmaßlich, um die Zivilist:innen als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Titelfoto: QSD-Einheiten in Deiz ez-Zor, 2019 © ANF