QSD fordern internationale Lösung für IS-Problem

Vor fünf Jahren wurde die letzte IS-Bastion Baghuz von den QSD eingenommen und die Territorialherrschaft des IS beendet. Das Terrornetzwerk der Dschihadisten besteht aber auch ohne Kalifat. Die QSD fordern eine internationale Lösung für das Problem.

Vor 5 Jahren wurde das IS-Kalifat zerschlagen

Das Terrornetzwerk der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) besteht auch ohne das „Kalifat“. Etliche Söldner, die beim finalen Sturm auf das Herrschaftsgebiet des IS untertauchten, organisierten im Untergrund Schläferzellen und verüben Anschläge. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die im Kampf gegen den IS die größten Opfer aufgebracht haben, werfen der internationalen Gemeinschaft vor diesem Hintergrund eine mangelnde Unterstützung bei der Bewältigung der Bedrohung durch die Islamisten vor. „Das IS-Problem hat eine globale Dimension. Und deshalb braucht es auch eine globale Lösung“, erklärte das Bündnis am Samstag anlässlich des fünften Jahrestages der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz.

Herkunftsländer ausländischer IS-Mitglieder müssen Verantwortung übernehmen

Das IS-Kalifat habe ein toxisches Erbe hinterlassen, so die QSD. Die von dem Bündnis geforderte Unterstützung beinhalte daher vor allem die Rücknahme aller gefangenen und internierten Mitglieder des IS und ihrer Angehörigen. Denn noch immer müssten die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) und ihre Sicherheits- und Verteidigungskräfte mit zehntausenden IS-Leuten aus der ganzen Welt allein zurechtkommen. Die Herkunftsstaaten weigerten sich nach wie vor, Verantwortung für ihre Bürgerinnen und Bürger zu nehmen, weil sie weit entfernt in syrischen Gefängnissen oder Lagern für diese Länder nicht als Gefahr wahrgenommen würden. Das sei aber eine gefährliche Herangehensweise. „Bei der IS-Akte handelt es sich um eine internationale, nicht um eine lokale. Die Gefahr reicht über unsere Region in die Welt hinaus.“

Internationales IS-Tribunal als Lösungsoption

Als alternative Lösung biete sich auch die Einrichtung eines Tribunals zur Verfolgung von nichtsyrischen Mitgliedern der Terrormiliz an, das mit dem Völkerrecht im Einklang steht und von der internationalen Gemeinschaft überwacht wird. „Die Lösung der Frage der IS-Gefangenen im Norden und Osten von Syrien ist der Schlüssel zur Verhinderung des Wiederauflebens der Organisation und beraubt sie ihren Werkzeugen zur Propaganda, Rekrutierung neuer Terroristen und Verhinderung terroristischer Anschläge“, betonen die QSD. Die Priorität bei der Bekämpfung des IS, die nicht weiter ignoriert werden dürfe, habe allerdings Camp Hol. Das Auffang- und Internierungslager in der Nähe von Hesekê gilt seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS als tickende Zeitbombe und Brutstätte der Dschihadisten. Es wird hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt, die zuvor im Kalifat lebten und an den Hierarchien des IS festhalten. Viele von ihnen sind ausländische Staatsangehörige.

Reorganisierung wird in Camp Hol betrieben

Zwar führen die QSD regelmäßig Operationen gegen die IS-Strukturen, die in Hol die Reorganisierung der Terrormiliz vorantreiben und auch Morde an „Abtrünnigen“ verüben. Die Maßnahmen reichten aber nicht aus, die IS-Ideologie „auszutrocknen“ und damit die Gefahr, die von der Truppe ausgeht, auszuräumen. Die Reorganisierung des IS in dem Lager wird hauptsächlich von ausländischen IS-Anhängerinnen getragen, welche ihre extremistische Ideologie in organisierten Unterrichtsgruppen an ihre Kinder weitergeben. Entsprechend hoch ist daher der Radikalisierungsgrad der Minderjährigen, die mit „Löwenjungen des Kalifats“ über eine eigene Organisation verfügen. Die „Kämpfer“ selbst, etwa 10.000, werden getrennt in Haftanstalten gefangen gehalten.

Türkische Besatzungszone sicherer Hafen für IS

Deshalb erklären die QSD: „Unsere Kräfte haben unter den Augen der Weltöffentlichkeit einen historischen Widerstand gegen die extremistischste Terrororganisation der jüngeren Geschichte geleistet. Die Brutalität des IS war unbestreitbar; jede Person wird sich daran erinnern, wie die Terroristen auf der Grundlage eines „Paradigmas der Barbarei“ gedieh und Angst und Gewalt unter unschuldigen Menschen verbreitete. Keine Stadt unter seiner Kontrolle blieb verschont. Doch der unerschütterliche Glaube unserer Kämpferinnen und Kämpfer an die Gerechtigkeit ihrer Sache gab ihnen moralische Kraft. Sie brachen den Mythos von der Unbesiegbarkeit der mörderischen Islamisten und vernichteten mit Unterstützung ihrer Verbündeten das Kalifat. Damit haben wir nicht nur unsere Regionen vom IS-Terror und der Barbarei bewahrt, sondern auch den Rest der Welt.

Um dem IS den Nährboden für ein Comeback zu entziehen, bedarf es aber nicht nur einer militärischen Strategie. Der Krieg gegen die Terrormiliz hat große Zerstörung in unseren Städten und Dörfern und Wunden bei unserer Gesellschaft hinterlassen. Diese benötigen sowohl einen Wiederaufbau als auch eine heilende Aufarbeitung. Um dies zu erreichen, fordern wir alle Länder zu einer effektiven Zusammenarbeit mit unseren Kräften und einer kontinuierlichen Unterstützung auf.

Darüber hinaus besteht kein Zweifel daran, dass die Angriffe des türkischen Besatzungsstaates und seiner Söldner auf unsere Gebiete dem IS dahingehend in die Hände spielen, seine Reihen neu aufzustellen und zu einer noch größeren Gefahr anwächst, wie er jetzt schon ist. Wir haben in der Vergangenheit schlüssige Beweise dafür vorgelegt, dass die türkische Besatzungszone in Nordsyrien dem IS als sicherer Hafen und Ausgangspunkt für seine Anschläge in unseren Regionen gilt, die sich gegen zivile und militärische Einrichtungen, Bevölkerung und Kräfte richten. Im Hinblick darauf macht eine vollständige Vernichtung des Gedankenguts des IS und seiner Strukturen nicht nur eine wirksame internationale Zusammenarbeit erforderlich, sondern auch Druck auf einige regionale Akteure wie die Türkei, die den IS in jeder Hinsicht unterstützen.“