PYD Berlin: „Ist der vierjährige Abdi etwa PKK-Kommandant?“

Die PYD Berlin hat vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor gegen die türkischen Angriffe auf Kobanê protestiert.

Vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor in Berlin ist gegen die türkischen Angriffe auf Kobanê protestiert worden. Aufgerufen zu dem Protest hatte die Ortsgruppe der PYD (Partiya Yekîtiya Demokratîk / Partei für eine demokratische Einheit). Ende Dezember sind bei einem gezielten Drohnenangriff auf die Revolutionäre Jugendbewegung Syriens sechs Aktivist:innen getötet worden. Am Samstag kam es zu massiven Artillerieangriffen auf Dörfer im Kanton Kobanê, ein Zivilist kam ums Leben und zwölf Menschen wurden verletzt, darunter mehrere Kleinkinder. Einem Vierjährigen musste ein Bein amputiert werden.

Die PYD sieht in den aus der türkischen Besatzungszone in Nordsyrien verübten Angriffen auf Kobanê einen Racheakt für die Niederlage der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Kobanê ist das Symbol der Revolution von Rojava und mit dem Kampf um die Stadt hat 2014 auch der Niedergang des IS begonnen. Bei den von der türkischen Armee in Syrien rekrutierten Söldnern handelt es sich Überbleibsel des IS und anderer islamistischer Gruppierungen. Auf der Kundgebung in Berlin wurde deutlich gemacht, dass Kobanê gegen den IS standgehalten hat und sich auch von Erdogan und seiner Armee nicht einschüchtern lässt.

Der PYD-Vertreter Deham Ibrahim wies in einer Rede vor der US-Botschaft darauf hin, dass der türkische Staat seine Angriffe auf das Autonomiegebiet Nord- und Ostsyrien mit der vermeintlichen Präsenz der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Region begründet. „Es heißt, dass die PKK in Kobanê ist. Handelt es sich bei diesem Jungen etwa um einen HPG-Kommandanten?“, fragte Ibrahim und zeigte auf ein Foto des vierjährigen Abdo, der am Samstag in seinem Dorf bei Kobanê beim Spielen von einer türkischen Granate schwer verletzt wurde und ein Bein verloren hat.

Darüber hinaus seien auch die Kämpferinnen und Kämpfer der Guerillaarmeen HPG und YJA Star, der Verteidigungseinheiten YPG und YPJ sowie der bewaffneten Verbände YBŞ und YJŞ im ezidischen Hauptsiedlungsgebiet Şengal Angehörige des kurdischen Volkes, so der PYD-Vertreter: „Auch die Angriffe auf die PKK und die YPG sind Angriffe auf das Volk.“

Angriffe auf Nordostsyrien dauern an

Die Angriffe auf Nordostsyrien dauern unterdessen weiter an. Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien hat die Bombardierung von Kobanê durch die türkische Armee und ihre Proxy-Truppen verurteilt und die internationale Anti-IS-Koalition sowie Russland zum Handeln aufgefordert. „Die fortgesetzten Angriffe der Türkei gegen unsere Gebiete sind gleichzeitig auch Ausdruck der Haltung der von den USA geführten internationalen Koalition und Russlands gegenüber unserer Bevölkerung. Trotz mit der türkischen Führung vereinbarten Waffenstillstands- und Deeskalationsabkommen erfolgt angesichts dieser Angriffe weder von Seiten der Koalition noch von Russland eine angemessene Reaktion“, kritisierte die Autonomieverwaltung in einer Stellungnahme.

Die türkische Eskalation gegen Nordsyrien erfordere, dass Washington und Moskau eine klare Position beziehen. „Andernfalls tragen sie gleichermaßen die Verantwortung für diese Handlungen“, heißt es weiter. „Wir fordern die internationale Gemeinschaft und alle wichtigen Akteure auf, die Aggression der Türkei, die die Region destabilisiert und zur Wiederbelebung des IS führt, umgehend zu stoppen.“