Proteste in Rojava gegen „Terrorstaat Türkei“
Trotz der Gefahr durch andauernde Angriffe sind in den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien unzählige Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den „Terrorstaat Türkei“ zu protestieren.
Trotz der Gefahr durch andauernde Angriffe sind in den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien unzählige Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den „Terrorstaat Türkei“ zu protestieren.
„Unser Widerstand lässt sich nicht brechen“ lautete das Motto einer Demonstration, die am Samstag durch Kobanê in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien zog. Der Zorn der Menschen richtete sich gegen die Türkei, die mit ihren Angriffen systematisch die Menschenrechte missachtet und gegen das Völkerrecht verstößt. Wut äußerten die Protestierenden auch gegen die internationale Gemeinschaft, die keinerlei Einspruch gegen die Kriegshandlungen ihres Verbündeten in Nord- und Ostsyrien erhebt.
Zusätzlich zu ihrem seit Jahren andauernden Krieg niederer Intensität gegen Rojava verübt die Türkei seit Mittwochabend eine neuerliche Angriffswelle, die die systematische Vernichtung der Infrastruktur und Lebensgrundlagen der Bevölkerung zum Ziel hat. Mindestens 18 Tote und mehr als 50 Verletzte forderten die Angriffe bereits. Doch ein Ende der Gewalt ist bisher nicht in Sicht. Auch jetzt kreisen am Himmel über der Autonomieregion Kampfdrohnen des türkischen Staates.
„Berxwedan Jiyan e!“
Dennoch waren in Kobanê tausende Menschen auf der Straße, um gegen den „Terrorstaat Türkei“ zu protestieren. Hinter einem Fronttransparent mit dem Schriftzug „Wir verurteilen die Angriffe des Besatzerstaates Türkei“ zogen sie durch das Stadtzentrum, trugen Bilder von Opfern der türkischen Militärgewalt und riefen Parolen, darunter „Berxwedan Jiyan e!“ (Widerstand heißt Leben), „Jin Jiyan Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) und „Bijî Serok Apo“ (Es lebe der Vorsitzende Apo, gemeint ist Abdullah Öcalan). Am Şehîd-Egîd-Platz fand eine Kundgebung statt, auf der unter anderem Arif Balî sprach. Der Ko-Vorsitzende des Ökologiekomitees für den Kanton Firat betonte in seiner Rede: „Unser Wille wird nicht wanken. Die Haltung der Völker Nord- und Ostsyriens gegen die Angriffe der Türkei ist klar: Wir leisten Widerstand und verteidigen unsere Errungenschaften.“
Macîde Hesûn von der Koordination des Frauendachverbands Kongra Star warf der Türkei vor, Massaker zu verüben, und bezeichnete die aktuelle Angriffswelle als Kriegsverbrechen. Sie sprach von wiederholten Attacken auf die Infrastruktur und die Lebensgrundlagen der Zivilbevölkerung in Nord- und Ostsyrien. „Das ist Teil einer Politik des Aushungerns und der Besatzung gegenüber unserer Region“, sagte Hesûn. Die Aktivistin wies darauf hin, dass die Angriffe auch bezweckten, die Fähigkeit der Selbstverwaltung zu beeinträchtigen, für Stabilität zu sorgen. Dennoch sollte der türkische Staat wissen: „Unsere Völker werden zu diesen Angriffen niemals schweigen. Wir werden unseren Kampf gegen die Besatzer fortsetzen. Der Glaube und die Hoffnung unserer Völker auf den Sieg kann durch nichts erschüttert werden.“
Protest in Minbic
Auch in Minbic trieb die Wut über die folgenschweren Angriffe der türkischen NATO-Armee die Menschen auf die Straße. In dem Kanton war es wenige Stunden zuvor zu Attacken auf Wohnhäuser gekommen, ein Kind wurde getötet und mehrere Zivilpersonen wurden verletzt. Die Protestveranstaltung fand vor einem Stützpunkt der russischen Truppen in der Ortschaft Arimah statt, aufgerufen dazu hatten die Frauenorganisation der Zukunftspartei Syriens und des Kinderschutzkomitees von Minbic. Sîham Hemo, die Ko-Vorsitzende des Volksrats von Minbic ist, erklärte: „Wir erwarten von der internationalen Anti-IS-Koalition und Russland, dass sie involvieren und für ein Ende der türkischen Staatsgewalt gegen Nord- und Ostsyrien sorgen. Sollten sie noch länger untätig bleiben, werden sie Partner der Kriegsverbrechen in unseren Regionen.“
Appell an UN in Raqqa
Mit einem eindringlichen Appell per Lautsprecher in Raqqa forderte das Kinderschutzbüro des Frauenkomitees die Vereinten Nationen (UN) und andere Menschenrechtsorganisationen auf, Druck auf die Türkei auszuüben, damit diese ihre Angriffe einstellt. Die Ressortverantwortliche Fatme El Kirdî äußerte in einer verlesenen Erklärung ihre Besorgnis angesichts der neuerlichen Kriegshandlungen der Türkei und verurteilte das Schweigen westlicher Staaten „gegen die seit Tagen faktisch ununterbrochen stattfindenden Verstöße gegen das Völkerrecht“. An die internationale Öffentlichkeit gerichtet forderte El Kirdî Solidarität ein. „Wir rufen alle demokratischen Menschen zur Unterstützung unserer Völker auf“, sagte sie.