Opfer von Hauseinsturz in Aleppo beigesetzt

Die 16 Todesopfer des Hauseinsturzes im kurdischen Stadtteil Şêxmeqsûd in Aleppo wurden beigesetzt. Der vorläufige Untersuchungsbericht zu dem Unglück ergab, dass infolge kriegsbedingter Schäden Wasser ins Fundament gelaufen ist.

Die Todesopfer des Hauseinsturzes im nordsyrischen Aleppo sind mit einer öffentlichen Trauerfeier verabschiedet worden. Tausende Menschen aus dem kurdischen Stadtteil Şêxmeqsûd, wo sich das Unglück am Sonntag ereignete, und nahegelegenen Städten im Autonomiegebiet, begleiteten die Särge der Opfer in einer Prozession bis zur Ortschaft Pîno. Dort fand zunächst eine Gedenkzeremonie statt, bevor die Toten beigesetzt wurden.

Tausende Menschen warteten bereits Stunden zuvor vor dem Krankenhaus „Şehîd Xalid Fecir“, drängten sich dicht aneinander, um der Verabschiedung beizuwohnen. 16 Menschen – das jüngste Opfer erst 20 Tage alt, das älteste eine 70-Jährige – kamen bei dem Einsturz des fünfstöckigen Wohnhauses ums Leben. Zwei Bewohner überlebten das Unglück und liegen mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen in einem Krankenhaus.

Die Särge wurden mit Olivenzweigen geschmückt, ein Symbol des Friedens

Knapp 30 Personen aus fünf verschiedenen Familien, darunter viele Vertriebene aus dem besetzten Efrîn, lebten in dem Haus. Der Volksrat, der den Stadtteil autonom verwaltet, war daher von einer höheren Zahl an Opfern ausgegangen. Die Bergungsarbeiten wurden noch bis zum Vormittag fortgesetzt, inzwischen hat die Sicherheitsbehörde Asayîş ihren vorläufigen Untersuchungsbericht vorgelegt. Dieser ergab, dass Wasser in dem vom Krieg beschädigten Gebäude austrat und ins Fundament gelaufen ist. Da Şêxmeqsûd wie das benachbarte Eşrefiyê einem Embargo des syrischen Assad-Regimes unterliegt, seien Sanierungs- und Wiederaufbauarbeiten vermutlich nicht möglich gewesen.

Nahezu alle Geschäfte in Şêxmeqsûd und Eşrefiyê waren heute geschlossen. 

Botschaft von YPJ

Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien sowie zahlreiche weitere Verbände und Institutionen der Region sprachen den Angehörigen der Opfer ihr tiefes Beileid aus. Die Generalkommandantur der Frauenverteidigungseinheiten YPJ (Yekîneyên Parastina Jin) übersandte eine Botschaft, in der die Kommandantinnen und Kämpferinnen den Hinterbliebenen ihr tiefstes Mitgefühl und ihre Anteilnahme aussprachen und den Verletzten baldige Genesung wünschten. „Wir stehen den Pionierinnen und Pionieren des revolutionären Volkskriegs sowie unserer gesamten Gesellschaft in diesen schweren Stunden bei. Als YPJ-Kommando teilen wir die Trauer und den Schmerz der Menschen, die von diesem schweren Unglück getroffen wurden“, hieß es darin.

Die Suche nach weiteren Opfern ist vorerst beendet.

Sicherer Hafen für Geflüchtete und Vertriebene

Der mehrheitlich kurdisch bewohnte Stadtteil Şêxmeqsûd im Norden von Aleppo ist halbautonom und wird von einem Zivilrat verwaltet. In dem Viertel leben viele Menschen aus Efrîn, die vor fünf Jahren durch die Invasion der Türkei vertrieben worden sind. Doch auch für Vertriebene aus anderen Teilen des Landes wurde Şêxmeqsûd im Krieg zu einem sicheren Hafen.

Şêxmeqsûd und Eşrefiyê unter schwerem Embargo

Şêxmeqsûd und das ebenfalls selbstverwaltete Viertel Eşrefiyê sind dem Assad-Regime, das den Rest von Aleppo beherrscht, ein Dorn im Auge. Seit fünf Jahren werden die Stadtteile blockiert und die Einfuhr lebensnotwendiger Güter wird behindert. Im August 2022 wurde das Embargo zum wiederholten Mal verschärft, es kommen nun kein Treibstoff, kein Mehl und keine Medikamente mehr in die Viertel. Die Blockade hat bereits mehrere Menschenleben gefordert.