Nord- und Ostsyrien: Neues multilinguales Schuljahr beginnt

Morgen beginnt das neue Schuljahr 2019/2020 in der nordsyrischen selbstverwalteten Euphrat-Region. Damit wird die multilinguale Ausbildung auf der Grundlage der Muttersprachen Aramäisch, Kurdisch und Arabisch fortgesetzt.

Für zehntausende Schüler*innen in der Euphrat-Region beginnt morgen das neue Schuljahr. Während der vergangenen sieben Jahre der Revolution wurde das mehrsprachige Bildungssystem in allen befreiten Gebieten Schritt für Schritt umgesetzt, so dass es mittlerweile ganz Nord- und Ostsyrien erfasst hat. Insgesamt ist die Vorbereitung des Unterrichts für hunderttausende Schüler*innen und tausende Lehrer*innen abgeschlossen.

In den vor allem von Kurd*innen und Araber*innen bewohnten Kantonen Kobanê und Girê Spî in der Euphrat-Region werden etwa 90.000 Schüler*innen morgen den Unterricht wieder aufnehmen.

Fehler im Unterrichtsmaterial wurden korrigiert

Aufgrund verschiedener Fehler und Unzulänglichkeiten im Unterrichtsmaterial hat die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien beschlossen, die Bücher und Lernhefte einzusammeln und neu aufzulegen. Auf der Grundlage dieser Entscheidung wurden die Schulbücher und Materialien auf Arabisch, Kurdisch und Aramäisch neu erstellt.

Neue Schulbücher auf der Grundlage der „demokratischen Nation“

Die neuen Schulbücher sind auf einer wissenschaftlichen Grundlage unter Einbeziehung der Perspektive auf die demokratische Nation, das heißt auf basisdemokratisches, geschlechterbefreites und multiidentitäres Zusammenleben, verfasst.

Pädagogische Fortbildung für Lehrer*innen

Darüber hinaus erhielten tausende Lehrkräfte eine pädagogische Fortbildung. Für die lernschwächeren Schüler und für die frisch in die Region migrierten Kinder und Jugendlichen fanden den ganzen Sommer über Kurse statt, um sie auf das neue Schuljahr vorzubereiten.

Bildung ausschließlich in Muttersprache bis zur vierten Klasse

ANF sprach mit Aras Abdurahman vom Lehrerverband in Kobanê. Er erklärte zum Schulsystem: „Ein kurdisches Kind zum Beispiel wird bis zur vierten Klasse ausschließlich in seiner Muttersprache unterrichtet, dann kommt Arabisch hinzu, ab der fünften Klasse wird dann eine Fremdsprache nach Wahl unterrichtet. Das gleiche gilt zum Beispiel auch für arabische Kinder, sie werden die ersten vier Jahre in Arabisch unterrichtet, ab der vierten Klasse kommt Kurdisch hinzu und anschließend die Bildung in Fremdsprachen.“

Die Schulen in Zahlen

In der Euphrat-Region werden morgen an 839 Schulen 4.200 Lehrer*innen mit dem Unterricht von 89.000 Schüler*innen beginnen. In der Region Raqqa werden an 340 Schulen 5.500 Lehrer*innen den Unterricht für etwa 150.000 Schüler*innen starten, während es in Tabqa 195 Schulen mit 2.400 Lehrer*innen und etwa 65.000 Schüler*innen sind. In Deir ez-Zor, einer Region, die zuletzt erst befreit wurde, werden an 465 Schulen 150.000 Schüler*innen und 5.400 Lehrer*innen das neue Schuljahr beginnen. In Minbic sind es 3.000 Lehrer*innen und 30.000 Schüler*innen.