Die Türkei hat ihre Kriegspolitik in Kurdistan eskaliert. Rojava wird permanent von Artillerie beschossen und es finden fast täglich gezielte Attentate mit Killerdrohnen statt. Dabei befinden sich insbesondere Kommandant:innen der Verteidigungskräfte im Visier. So wurde der YPG-Kommandant Koçero Batman (Hasan Demirtaş) am 6. Oktober durch eine türkische Drohne getötet. Der Angriff fiel auf das symbolträchtige Datum des Beginns des Aufstands in Nordkurdistan gegen die türkische Unterstützung der IS-Angriffe auf Kobanê im Jahr 2014.
„Angriffe auf die Befreiung und die Revolution“
Gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) hat sich Newroz Ehmed aus der Generalkommandantur der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) über diese Entwicklungen und insbesondere über den Tod von Koçero Batman geäußert. Ehmed unterstreicht, dass die türkischen Angriffe von den Menschen in Nord- und Ostsyrien nicht hingenommen werden, und erklärt in Bezug auf das Datum des Attentats auf Koçero Batman: „Es gibt Werte, die in den Menschen hier gewachsen sind, und es gibt Tage, die für die Menschen hier besonders wichtig sind. Angesichts der Massaker in der Vergangenheit wissen die Menschen jetzt, wie sie sich dagegen wehren und für die Freiheit kämpfen können. Aus diesem Grund gibt es an solchen wichtigen Tagen Angriffe auf das Volk und die Revolution. Diese Angriffe sind als Angriffe auf den Freiheitskampf des Volkes für Freiheit und die Revolution zu betrachten. Die Türkei versucht, durch Massaker, Besatzung und Vernichtung Politik zu machen, und will dabei vollenden, was uns bereits in der Vergangenheit angetan wurde.“
„Der Widerstand von Kobanê wurde zu einem Beispiel“
Ehmed erklärt, der Widerstand in Kobanê sei ein Beispiel für das kurdische Volk, die Völker des Nahen Ostens und alle unterdrückten Völker der Welt: „Der Kobanê-Aufstand im Jahr 2014 in Nordkurdistan war ein von der Jugend des kurdischen Volkes angeführter Kampf gegen die Angriffe des IS. Es war ein Widerstand, an dem sich alle diejenigen beteiligten, die Demokratie und Freiheit wollten. Der Angriff der Türkei an einem für den Kampf um Kobanê so wichtigen Tag zeigt uns, dass der Staat diesen Widerstand nicht verkraftet hat. Er hat ihn damals nicht akzeptiert und akzeptiert ihn auch heute nicht. Die Kobanê-Verfahren in Nordkurdistan sind ein Beispiel dafür. Der Widerstand von Kobanê geht im Norden weiter, das zeigt uns das Kobanê-Verfahren. Diejenigen, die sich an diesem Widerstand beteiligen und für ihn unverzichtbar sind, sind allerdings in der Lage, diese Bedrohung in einen Sieg verwandeln.“
Koçero Batman kämpfte lange Jahre gegen den IS
Ehmed betont, dass viele der Freund:innen von Koçero Batman, die während des Widerstands verwundet wurden, weiterhin in allen Bereichen der Selbstverwaltung arbeiten. In Bezug auf die bei türkischen Anschlägen getöteten Kommandant:innen sagt sie: „Die Gefallenen sind Freund:innen, die sich gegen die Angriffe und Massaker des IS am Widerstand von Kobanê beteiligt hatten und die seit Jahren dafür kämpften, das Wiederaufflammen dieser Bedrohung zu verhindern. Sie kämpften aufopferungsvoll sowohl gegen die Angriffe des IS als auch der Türkei. Koçero war einer von ihnen. Er hat in verschiedenen Bereichen und Positionen gewirkt und brachte seine früheren Erfahrungen in die Revolution in Rojava ein. So auch unser Freund Rojhat (Rojhat Karakoçan), der ebenfalls ermordet wurde. Beide nahmen bereits in den ersten Tagen an den Kämpfen gegen die Invasion in Kobanê teil und setzten ihren Widerstand bis zur Befreiung von Kobanê dort fort. Die wichtigste Schlacht gegen den IS wurde in Kobanê geschlagen. Anschließend wurden viele Städte wie Raqqa, Minbic und Deir ez-Zor befreit. Mit den Invasionen in Serêkaniye und Girê Spî steckt die Türkei nun mitten im Sumpf fest."
„Die Verteidigungskräfte befinden sich im Visier“
Newroz Ehmed erklärt weiter: „Die Türkei versucht zu verbergen, wie sehr sie in diesem Sumpf feststeckt. Sie will mit allen Mitteln Ergebnisse erzielen. Der türkische Staat greift auch diejenigen an, die in der Selbstverwaltung der Region arbeiten. Aber insbesondere die militärischen Kräfte, welche das Volk, ihr Leben und ihre Werte schützen, befinden sich im Visier. Die militärischen Selbstverteidigungskräfte spielen de facto für das Volk eine Art Führungsrolle. Erdoğan hatte bereits mehrfach zugegeben, mit unterschiedlichen Mitteln und Methoden zu kämpfen. Das zeigt sich jetzt auf diese Weise. In erster Linie soll so dem militärischen Flügel ein Schlag versetzt werden. Es geht darum, ihm die Führung zu nehmen und den Widerstand, der sich der Invasion in den Weg stellt, zu brechen. Mit diesen Angriffen kündigten jedoch viele unserer jungen Kommandant:innen an, sich noch stärker für die Ausweitung des Kampfes einzusetzen. Wir haben Tausende von Kommandant:innen, die den Platz der Gefallenen einnehmen und ihre Erfahrungen weitertragen werden.“
„Der türkische Staat versucht, dem IS aus der Patsche zu helfen“
Ehmed hebt hervor, dass auch die Bevölkerung entschlossen reagierte und überall für die gefallenen Kommandant:innen eintrat. Die Angriffe des türkischen Staates hingen direkt mit der Schwächung des IS zusammen, sagt Ehmed und fährt fort: „Wir haben die Dokumente, die die Beziehungen zwischen der Türkei und dem IS offenlegen, mehrfach veröffentlicht. Die Türkei unterstützt den IS direkt. Jedes Mal, wenn der IS in der Patsche sitzt, greift die Türkei ein. Sie lässt nicht zu, dass der IS geschwächt und ausgeschaltet wird. Tatsächlich ist ein Beweis dafür gar nicht notwendig. Der zeitliche Zusammenhang der IS-Anschläge und der türkischen Angriffe ist der beste Beweis für diese Beziehung. Jedes Mal, wenn der IS angreift, greift auch die Türkei an und sendet dem IS so die Botschaft ‚Wir stehen hinter euch‘.“
„Der türkische Staat kann keine Ergebnisse erzielen“
Ehmed erklärt, dass die Türkei dennoch mit diesen Angriffen nicht in der Lage sein wird, den IS am Leben zu erhalten, und schließt: „Wir werden unseren Kampf jedes Mal dort fortsetzen, wo wir aufgehört haben. In diesem Bewusstsein handeln unser Volk und vor allem unsere Kommandant:innen. Nicht nur das kurdische Volk und die kurdischen Kräfte sind hier das Ziel, sondern alle Völker. Unser Appell an sie lautet, die Selbstverteidigung voranzutreiben. Wir werden unsere Freiheit nicht erlangen, ohne die besetzten Gebiete zu befreien. Trotz der groß angelegten Angriffe in der letzten Zeit sehen wir, dass der türkische Staat keine Ergebnisse erzielen konnte.“