Friedensinitiative gegen Türkei und SNA
Der zivile Widerstand für den Erhalt der Tişrîn-Talsperre am Euphrat wird entschlossen fortgesetzt. Aus insgesamt sieben Städten im Kanton Cizîrê machten sich am Freitag neue Autokonvois auf den Weg, um sich an dem friedlichen Protest zu beteiligen. Anreisen gab es aus der Metropole Qamişlo sowie aus Dêrik, Girkê Legê, Çilaxa, Tirbespiyê, Til Hemîs und Amûdê. Unter den Teilnehmenden befinden sich auch wieder einige namhafte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft.
Die am 8. Januar von den Volksräten der Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES) ins Leben gerufene Friedenswache am Tişrîn-Staudamm ist eine Reaktion auf die schweren Angriffe der Türkei und ihrer Söldnertruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA). Seit Anfang Dezember befindet sich die lebenswichtige Dammanlage bereits im Fokus einer Besatzungsoffensive und ist infolge schwerer Kriegsschäden außer Betrieb. Über 400.000 Menschen im Kanton Firat sind von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten, laut der DAANES droht zudem auch ein Dammbruch.
Doch auch die Mahnwache wird permanent angegriffen. Laut jüngeren Angaben der Selbstverwaltung wurden seit Beginn der Protestaktion mittlerweile 24 Zivilist:innen durch Drohnen- und Artillerieschlägen getötet, 221 weitere teils schwer verletzt (Stand 30. Januar 2025). Unter den Verletzten befinden sich auch der deutsche Physiotherapeut Jakob Rihn sowie die aus Eberstadt bei Heilbronn stammende Klimaaktivistin Lea Bunse. Mindestens 17 weitere Menschen starben im selben Zeitraum durch Beschuss türkischer Drohnen und Artillerie unter anderem in Zirgan, Kobanê und Sirrîn.
QSD: Das Ziel der Besatzungsoffensive ist Kobanê
Das Ziel der von der Türkei koordinierten SNA-Offensive auf den Tişrîn-Damm ist laut den Demokratischen Kräften Syriens (QSD), das multiethnische Bündnis auf die Ostseite des Euphrat zu drängen und die symbolträchtige Stadt Kobanê zu umzingeln – um sie letztlich in die türkische Besatzungszone zu integrieren. Zahlreiche Appelle der Selbstverwaltung an die internationale Staatengemeinschaft, angesichts der türkischen Kriegsverbrechen gegen die Bevölkerung und Infrastruktur der DAANES zu handeln, stießen bisher weitgehend auf taube Ohren.