Militärratskommandant bei Anschlag in Minbic getötet

Der Militärratskommandant Bozan Berkel ist bei einem Anschlag in Minbic getötet worden. Die dschihadistischen Proxys der Türkei setzen die Angriffe auf die nordsyrische Region fort, drei Minderjährige wurden von einem Artilleriegeschoss schwer verletzt.

Wie der Militärrat Minbic mitteilt, ist einer seiner Kommandanten am Mittwochmorgen bei einem Autobombenanschlag getötet worden. Bei dem Toten handelt es sich um Bozan Berkel, geboren 1974 in Kobanê. Der Militärrat, der den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) angehört, erklärt zu dem Anschlag: „Unser Weggefährte Bozan Berkel ist am heutigen Morgen durch die Detonation eines an seinem Auto installierten Sprengsatzes gefallen. Bozan war einer der ersten Genossen, die sich unserem Kampf angeschlossen haben. Zuletzt arbeitete er im Büro für militärische Beziehungen. Unser Kamerad Bozan war unermüdlich im Einsatz und hatte mit seinen ethischen Wertvorstellungen und seiner starken Haltung Einfluss in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Stämmen der Region. Als Militärrat von Minbic versprechen wir, seinen Weg fortzusetzen und ihn zu rächen.“

Bozan Berkel

Unterdessen setzen die dschihadistischen Proxys der Türkei die Angriffe auf Minbic fort. Im Dorf Dehne im Westen der Stadt wurden drei Minderjährige durch Artilleriegeschosse schwer verletzt. Laut ANHA handelt es sich bei den Verletzten um Wîam El Casim (15), Îbrahîm El Casim (12) und Celal El Casim (14). Sie befinden sich im Berkel-Krankenhaus in Minbic in ärztlicher Behandlung.

An den Angriffen ist inzwischen auch die islamistische Terrorgruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS, ehemals al-Nusra-Front) beteiligt. Wie North Press (NPA) berichtet, haben HTS-Truppen am Mittwochmorgen das westliche Umland von Minbic mit Artillerie und Raketen beschossen. Die Bevölkerung der Dörfer an den Kontaktlinien zwischen den QSD und der HTS ist in großem Umfang vertrieben worden. Die HTS soll heute einen Militärkonvoi bestehend aus etwa 20 Allradfahrzeugen mit mehr als 80 Bewaffneten als Verstärkung nach Minbic geschickt haben.

Viele Tote und Verletzte

Minbic wird seit dem 1. September von dschihadistischen Proxy-Truppen der Türkei angegriffen. Am Dienstag kamen vier Angehörige der Sicherheitskräfte von Nord- und Ostsyrien (Asayîş) bei Kämpfen ums Leben. Bereits bei dem Großangriff am vergangenen Freitag wurden vier Geschwister im Alter von zehn, vierzehn, fünfzehn und siebzehn Jahren durch türkischen Artilleriebeschuss getötet. Am Samstag kam eine 70-Jährige in einem Dorf an der Nordwestfront ums Leben, weitere Menschen wurden verletzt.

Parallele Eskalation in Deir ez-Zor

Die Angriffe auf Minbic folgen auf die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den QSD und der syrischen Regierung nahestehenden bewaffneten Gruppen in der ostsyrischen Region Deir ez-Zor seit Anfang vergangenen Woche. Neben Minbic befinden sich auch Städte wie Til Temir und Ain Issa im Visier pro-türkischer Milizen. Auch hier kam es in den vergangenen Tagen zu heftigen Gegenangriffen der örtlichen Militärräte.

Strategische Schlüsselposition von Minbic

Minbic liegt 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze und nimmt eine strategische Schlüsselposition in den Plänen der Türkei für eine Ausdehnung ihrer illegalen Besatzungszone in Nordsyrien ein. Die von der Autonomieverwaltung administrierte Stadt liegt an der wichtigen Schnellstraße M4, die das nördliche Syrien wie eine Lebensader durchzieht und bereits für den IS eine strategische Versorgungsroute darstellte. 2022 wurde Minbic vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan neben Tel Rifat als erstes Angriffsziel für eine neuerliche Invasion der Türkei in Nord- und Ostsyrien benannt.