Die Türkei verlagert Truppen des Al-Qaida-Ablegers Hayat Tahrir al-Sham (HTS, ehemals al-Nusra-Front) nach Minbic (Manbidsch). Das teilte der Militärrat von Minbic, der den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) angehört, am Mittwoch mit. Es sei eine Positionierung von HTS-Einheiten im Umland der Stadt festgestellt worden, nachdem die ursprünglichen Bewohner:innen der Dörfer vertrieben wurden.
Insbesondere in den Dörfern al-Yashli und Sheikh Nasser, 19 Kilometer nordwestlich von Minbic, sollen sich Truppen der islamistischen Terrorgruppe aufhalten. Den Angaben zufolge hat die HTS die Bevölkerung vertrieben und dort schwere Waffen aufgestellt. Diese Bewegungen erfolgten, nachdem der Militärrat von Minbic in den letzten Tagen Angriffe der von der Türkei unterstützten bewaffneten Oppositionsgruppen, auch bekannt als Syrische Nationalarmee (SNA), vereitelt hatte.
Minbic wird seit dem 1. September von dschihadistischen Proxy-Truppen der Türkei angegriffen. Am Dienstag kamen vier Angehörige der Sicherheitskräfte von Nord- und Ostsyrien (Asayîş) bei Kämpfen ums Leben. Bereits bei dem Großangriff am vergangenen Freitag wurden vier Geschwister im Alter von zehn, vierzehn, fünfzehn und siebzehn Jahren durch türkischen Artilleriebeschuss getötet. Am Samstag kam eine 70-Jährige in einem Dorf an der Nordwestfront ums Leben, weitere Menschen wurden verletzt.
Minbic liegt 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze und nimmt eine strategische Schlüsselposition in den Plänen der Türkei für eine Ausdehnung ihrer illegalen Besatzungszone in Nordsyrien ein. Die von der Autonomieverwaltung administrierte Stadt liegt an der wichtigen Schnellstraße M4, die das nördliche Syrien wie eine Lebensader durchzieht und bereits für den IS eine strategische Versorgungsroute darstellte. 2022 wurde Minbic vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan neben Tel Rifat als erstes Angriffsziel für eine neuerliche Invasion der Türkei in Nord- und Ostsyrien benannt.