​​​​​​​Menschenrechtsorganisation: 85 neue Entführungen in Efrîn

Die Menschenrechtsorganisation von Efrîn hat eine Bilanz der Menschenrechtsverletzungen durch die türkischen Besatzer und ihre Söldner in Efrîn für den Monat März bekannt gegeben. Demnach wurden im Vormonat 85 Entführungen registriert.

Die im nordsyrischen Şehba angesiedelte Menschenrechtsorganisation „Rêxistina Mafên Mirovan li Efrînê-Sûriye“ hat eine Bilanz der Menschenrechtsverletzungen im Monat März im seit mittlerweile vier Jahren von der Türkei und ihren Söldnertruppen besetzten Efrîn veröffentlicht. Dem Bericht zufolge wurden im Vormonat mindestens 85 Zivilist:innen, unter ihnen zwölf Frauen, vom türkischen Geheimdienst oder dschihadistischen Söldnertruppen der Besatzungsmacht verschleppt. Währenddessen kam es in Efrîn-Şiyê und Şêrawa zu Protesten gegen die Besatzungstruppen.

Menschenrechtler: Kein Tag ohne Verbrechen

„Es gibt keinen Tag, an dem die türkische Armee und ihre Söldnertruppen keine Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung in Efrîn begehen. Die Familien der Entführten werden gezwungen, Lösegeld zu zahlen. Aufgrund des internationalen Schweigens setzt der türkische Staat seine Verbrechen fort. Wenn die internationale Gemeinschaft den türkischen Staat nicht als Besatzungsmacht verurteilt, liegt die Verantwortung für diese Verbrechen ebenso bei ihr“, erklärte Ibrahim Şêxo, der Ko-Vorsitzende der Organisation. Wenn es so weitergehe, werde die Bevölkerung vollständig vertrieben und Efrîn zu einer einzigen türkischen Kolonie, warnt Şêxo.

Ibrahim Şêxo, Menschenrechtsorganisation von Efrîn

Die in Efrîn Verschleppten landen in der Regel in den Kerkern der Söldner oder den Folterzentren des türkischen Geheimdienstes MIT. Immer wieder werden Opfer zu Tode gefoltert. Tausende seit 2018 entführte Menschen aus dem ehemaligen Kanton sind bis heute „verschwunden“.

Wie auch Şêxo hervorhebt, dient das Terrorregime der Besatzer in Efrîn der Vertreibung der angestammten Bevölkerung. Die Zahlen werfen ein deutliches Licht auf die Lage: Die Bevölkerung von Efrîn war vor der seit dem 18. März 2018 andauernden Besatzung zu mindestens 96 Prozent kurdisch. Heute beträgt der Anteil der kurdischen Bevölkerung weniger als 23 Prozent, einige Quellen sprechen sogar von nur noch 15 Prozent. Von den etwa 15.000 Angehörigen des alevitischen Glaubens sind gerade mal 200 geblieben. Die Zahl der ezidischen Gläubigen hat sich unter türkischer Besatzung von 25.000 auf 2.000 reduziert.