„Kommt zurück, wir brauchen euch“

Dr. Şexmus ist während des Krieges in Syrien nach Europa geflohen. Dort konnte er nicht leben und ist deshalb nach Qamişlo zurückgegangen. Er sagt: „Unsere Ärzte, die nach Europa geflohen sind, sollen zurückkehren, unser Volk braucht sie.“

Qamişlo ist eine Stadt in Nordsyrien, aus der während des Krieges viele Menschen geflohen sind. Etliche Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen kommen aber auch zurück. Wir haben mit zwei der Rückkehrer gesprochen.

Dr. Daham Osman Şexmus ist einer von ihnen. Er war mit seiner Familie während des Krieges nach Deutschland geflohen. Die eigentlichen Schwierigkeiten fingen für ihn und seine Familie allerdings damit erst an. Heute ist Dr. Şexmus Ko-Vorsitzender des Apothekerverbands von Qamişlo. Er erzählt:

„Nach Deutschland zu gehen, war eine sehr schwere Entscheidung für mich. Wir hatten damals viele Hindernisse zu überwinden. Wir sind über die Türkei nach Deutschland gereist und haben uns dort sehr fremd gefühlt. Es fühlte sich an, als wären wir in einen Ozean geworfen worden, ohne schwimmen zu können. Wenn die Menschen dort bemerkten, dass wir fremd waren, haben sie uns ganz anders angesehen. Als ich die Entscheidung zur Rückkehr traf, dachte ich mir, selbst wenn ich hier ein Haus hätte oder eine Apotheke, wem sollte ich helfen? Mein Leben war mehr eine Illusion. Schließlich sagte ich mir, was auch immer meinem Volk geschieht, soll mir auch geschehen. Ich entschloss mich, nach Qamişlo zurückzukehren. Ich bin 2015 gegangen und 2017 zurückgekehrt. Dann sind auch meine Kinder nachgekommen und wir leben hier wieder zusammen.“

„Unsere Ärzte müssen zurückkehren, unser Volk braucht sie“

Dr. Şexmus appelliert an die Ärztinnen und Ärzte, die nach Europa gegangen sind: „Ich richte mich an unsere Ärzte, die nach Europa geflohen sind, sie sollen zurück in ihr Land kommen, unser Volk braucht sie hier. Ich appelliere auch an unser Volk, insbesondere die Älteren sollen zurückkehren. Hier ist das Leben schöner als in Europa. Die Jugendlichen, die dort studieren, sollen das natürlich tun, aber danach auch wieder in ihr Land zurückkommen. Mit dem, was sie gelernt haben, können sie die schönsten Dinge schaffen. Sie sollen nicht vergessen, dass die Fremde niemals ihr Zuhause sein wird. Die Mehrheit unseres Volkes ist aus Not geflohen. Unsere Leute in der Türkei, Europa und in der Umgebung von Syrien sollen zurückkehren, das Leben, das wir hier leben, ist schön und wir sind sehr zufrieden.“

„Die Sehnsucht war ein Knoten in meiner Brust“

Mihammed Xer Ramadan ist ein Juwelier aus Qamişlo. 2015 ist er nach Europa aufgebrochen und kehrte anschließend wieder zurück. Er berichtet über seine Reise nach Dänemark und zurück: „Ich hatte mich entschieden, nach Europa zu gehen, da ich glaubte, dort unter besseren Bedingungen leben zu können. Ich war sehr aufgeregt, nach Europa zu reisen. Wir reisten die ersten zwei Monate herum und es war schön, dann hat mein Sohn mir erklärt, dass ich so nicht leben könne und arbeiten müsse. Ich habe mir die Arbeit angesehen, ich sollte acht Stunden am Tag wie eine Maschine arbeiten. In diesem Alter unter solchen Bedingungen zu arbeiten, passte nicht. Die Sehnsucht nach Zuhause ist wie ein Knoten in der Brust von allen Menschen über 50. Als ich die Situation der Menschen sah, die dort schon zwanzig Jahre lebten, habe ich mich entschlossen zurückzukehren. Zwei meiner Söhne studieren dort. Aber ich habe gesehen, dass ich so nicht leben könnte. Es war wie einen zwanzig Jahre in diesem Boden gewachsenen Baum herauszureißen und woanders hinzupflanzen. Dieser Baum kann nicht gedeihen, denn er ist mit seinem Heimatboden verbunden. Heute haben wir die Stromprobleme gelöst, es gibt Dienstleistungen und die Bedingungen in Rojava und insbesondere in Qamişlo sind sehr gut. Ich würde ein Reiskorn aus Qamişlo nicht gegen ganz Europa tauschen.“