Kantonsrat Hesekê ruft Wassernotstand aus
Vor einer Woche hat die türkische Armee wieder die Trinkwasserpumpstation Elok östlich von Serêkaniyê vom Netz genommen. Der Kantonsrat von Hesekê sieht sich nun gezwungen, den Wassernotstand auszurufen.
Vor einer Woche hat die türkische Armee wieder die Trinkwasserpumpstation Elok östlich von Serêkaniyê vom Netz genommen. Der Kantonsrat von Hesekê sieht sich nun gezwungen, den Wassernotstand auszurufen.
Der Kantonsrat von Hesekê hat den Wassernotstand ausgerufen. Die Kappung der Wasserversorgung auf Anweisung des türkischen Militärs mache es unumgänglich, dass nun die Gefahrenabwehrverordnung für die Einschränkung des Trinkwasserverbrauches greift, beschloss das höchste Gremium von Hesekê am Montag bei einer Dringlichkeitssitzung. Alle Bürgerinnen und Bürger seien nun gebeten, dringendst Wasser einzusparen und nicht zu verschwenden. Um den dringenden Bedarf an Trinkwasser in dem Kanton kurzfristig zu decken, finde die Notversorgung fürs Erste durch Tankwagen (sogenanntes „water trucking“) statt.
Nicht zum ersten Mal ist das blaue Gold in Nord- und Ostsyrien vom Netz. Seit dem Herbst 2019 passiert es immer wieder, dass eine halbe Million Menschen im Großraum Hesekê sowie hunderttausende Binnenvertriebene im Umland keinen Zugang zu Wasser haben. Das liegt daran, dass sich das zuständige Wasserwerk Elok (Allouk) im Osten der türkischen Besatzungszone Serêkaniyê (Ras al-Ain) befindet und von Militär und Dschihadisten kontrolliert wird. Aktuell sind nur vier Brunnen und eine Wasserpumpe in Betrieb. Die versorgen lediglich einige Dörfer in den besetzten Gebieten.
Dringlichkeitssitzung der Kantonsverwaltung von Hesekê
Wasser auf Betreiben türkischer Armee in Mêrdîn vom Netz
Die jüngste Kappung erfolgte jedoch auf Anweisung der türkischen Armee in der nordkurdischen Gemeinde Dirbêsî (tr. Şenyurt) bei Mêrdîn (Mardin), die direkt gegenüber der nordostsyrischen Stadt Dirbêsiyê liegt. Dort brach vor einer Woche ein Brand im Elektrizitätswerk aus, weil sich das Militär mehr Strom abzweigte statt wie vorgesehen. Teil des im Oktober 2019 nach der völkerrechtswidrigen Besetzung von Serêkaniyê und Girê Spî unter Vermittlung von Russland ausgehandelten Abkommens war es, dass die Selbstverwaltung die Wasserstation von Elok und von Serêkaniyê mit 20 Megaampere Strom versorgt. Als Gegenleistung würde Wasser zur Verfügung gestellt werden. Die Selbstverwaltung liefert über die Leitung bei Mabruka 15 Megaampere und über Dirbêsiyê fünf Megaampere Strom. Das Militär auf der anderen Seite der Grenze zweigte sich aber sieben Megaampere ab.
Spuren des Brandes im Elektrizitätswerk Dirbêsiyê
Brand zerstörte vier Umspannanlagen
Seit dem Brand im Elektrizitätswerk Dirbêsiyê, in dessen Folge vier Umspannanlagen von den Flammen vernichtet wurden, laufen zwar die Reperaturarbeiten. Bisher war es den Verantwortlichen nicht möglich, das Werk wieder in Gang zu setzen und die Stromzufuhr zu gewährleisten. Die Ko-Vorsitzende der Wasserbehörde in Hesekê, Sozdar Ehmed, befürchtet eine humanitäre Krise und fordert internationale Organisationen und Gremien zum Handeln auf. Der türkische Staat nutze Wasser internationalen Konventionen zuwider systematisch als Waffe. Die Unterbrechung der Wasserversorgung habe zudem das Potential, die Corona-Pandemie zu verschärfen.
Alternative reicht nicht zur Versorgung
Letzten August war es der Kantonsverwaltung von Hesekê gelungen, durch ein Brunnenbohrprogramm die Unterbrechung der Wasserzufuhr in Elok zu umgehen und zu einem großen Teil wiederherzustellen. Fünfzig Brunnen waren dafür gebohrt und an ein vorhandenes Wasserleitungssystem angeschlossen worden. Diese können aber nur knapp 40 Prozent der Haushalte in der Region mit dem lebenswichtige Rohstoff versorgen.