Kanada holt IS-Frauen und ihre Kinder zurück

Kanada hat mehrere IS-Frauen und ihre Kinder aus dem Nordosten von Syrien zurückgeholt. Dazu war die Regierung durch das kanadische Bundesgericht verpflichtet worden.

Die kanadische Regierung hat vier Frauen aus dem Nordosten von Syrien zurückgeholt, die sich vor Jahren der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) angeschlossen haben. Die Kanadierinnen und ihre insgesamt zehn Kinder wurden bereits am Mittwoch an eine diplomatische Delegation übergeben und am Donnerstag ausgeflogen. Zwei von ihnen wurden nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen von Montreal wegen Terrorismusvorwürfen in Gewahrsam genommen und zur Anhörung nach Brampton bei Toronto gebracht. Voraussichtlich am Dienstag nach Ostern soll ein Richter Einschränkungen wie das Tragen einer elektronischen Fußfessel sowie die Teilnahme an einem Deradikalisierungsprogramm für die Frauen anordnen. Strafrechtliche Vorwürfe drohten ihnen nach derzeitigem Stand nicht.

Die Rückführung der IS-Anhängerinnen und ihrer Kinder nach Kanada war von Angehörigen eingeklagt worden. Anfang des Jahres hatte das kanadische Bundesgericht die Regierung dann angewiesen, insgesamt 23 Staatsbürgerinnen und -bürger, die sich seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des sogenannten IS in Gefängnissen oder Internierungslagern in Nordostsyrien befinden, zurückzuholen.

Ursprünglich sollten am Mittwoch allerdings noch zwei weitere Frauen und drei Kinder mit kanadischer Staatsbürgerschaft an die Regierungsdelegation ausgehändigt werden. Warum dies nicht geschah, ist unklar. Laut ihrem Anwalt Lawrence Greenspon seien sie nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen. Im Fall von vier inhaftieren männlichen IS-Mitgliedern, deren Repatriierung per Gerichtsbeschluss angeordnet wurde – unter ihnen befindet sich auch der als „Jihadi Jack“ bekannte Islamist Jack Abraham Letts – gibt es noch Streitfragen zwischen Kanadas Regierung und Justiz, die eine Rückführung bisher unmöglich machten.

Die Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) begrüßte die Rückführung der kanadischen IS-Anhängerinnen und ihrer Kinder. Die Bewältigung der humanitären und sicherheitspolitischen Herausforderungen, die auf die Zerschlagung des sogenannten „Kalifats“ des IS folgten, sei eine der wichtigsten Prioritäten der Selbstverwaltung, sagte Rubel Baho, stellvertretender Ko-Vorsitzender des Außenressorts der AANES. „Wir erwarten, dass die Herkunftsländer der in unseren Regionen gefangenen und internierten IS-Mitglieder dies als gemeinsame Herausforderung betrachten und ihre Staatsangehörigen zurücknehmen.“