Sechs Jahre Terror in Efrîn
Anlässlich des sechsten Jahrestages der völkerrechtswidrigen Besetzung von Efrîn (Afrin) durch die Türkei stellt die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) Forderungen an alle syrischen Kräfte und die internationale Gemeinschaft: Sie müssen sich vereinen, um die Region zu befreien und den Rückzug der türkischen Besatzer und ihrer dschihadistischen Verbündeten zu erreichen und die von der Besatzung begangenen Verbrechen der Aggression untersuchen und die Täter vor Gericht bringen. Denn ohne die Befreiung von Efrîn und anderer besetzter Gebiete in Syrien sowie der strafrechtlichen Ahndung der Kriegsverbrechen könne es keine Lösung für das kriegsgeplagte Land geben.
Unter dem zynischen Namen „Operation Olivenzweig“ startete die Türkei am 20. Januar 2018 den Angriffskrieg gegen Efrîn. „Nach 58 Tagen des Kampfes, den unsere Bevölkerung an der Seite der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) und der Volksverteidigungseinheiten (YPG) geführt hat, wurde Efrîn aufgrund von Absprachen zwischen verschiedenen Akteuren besetzt“, erklärt die DAANES in einer Mitteilung. Die Konsequenz dieser Absprachen sei die Kontrolle Efrîns durch die Türkei, die neben anderen extremistischen Gruppierungen auch Überreste der Terrororganisationen „Islamischer Staat“ (IS) und al-Nusra in die Region brachte.
Sechs Jahre später sei Efrîn in einer tragischen Situation gefangen. Söldnergruppen würden sich gegenseitig bekämpfen und auf türkische Anweisung hin Verbrechen verüben, wie etwa die Veränderung der Bevölkerungsstruktur, Folter, Entführungen, Mord, die Entrechtung von Frauen und Angriffe auf die Natur und historische Denkmäler Efrîns. „Die Fortsetzung der türkischen Besetzung und die Anwesenheit ihrer Söldner ist eine Schande für die Menschheit sowie ein eklatanter Angriff auf die Einheit Syriens und die Einheit seiner Bevölkerung“, so die DAANES. Die Bemühungen um Stabilität in Syrien würden so konterkariert. „Die Besatzung Efrîns kommt der Okkupation ganz Syriens gleich, da sie ein Angriff auf alle Bemühungen für eine Einheit der Syrerinnen und Syrer ist.“
Weiter erklärt die Autonomieverwaltung: „Am sechsten Jahrestag der Besatzung von Efrîn würdigen wir den Widerstand unserer Bevölkerung und der YPJ/YPG. Wir bekräftigen, dass der Kampf prägend war und uns als Wegweiser für unsere Bestrebungen gilt, den Sieg über die Eindringlinge zu erringen und alle besetzten Gebiete zu befreien. Wir vergessen auch nicht den Widerstand unserer Bevölkerung in den Camps der Şehba-Region, wo die Vertriebenen allen schwierigen Umständen zum Trotz ausharren und auf ihrer Rückkehr nach Efrîn beharren. Für diese Rückkehr arbeiten wir in der Selbstverwaltung mit allen Mitteln und wir betonen bei dieser Gelegenheit:
1. Efrîn und alle anderen Regionen unter Besatzung zu befreien, ist unsere Strategie. Wir werden alle Möglichkeiten auf allen Ebenen nutzen, um die würdige Rückkehr der Bewohnerinnen und Bewohner, die aus ihren Wohngebieten vertrieben worden sind, sicherzustellen.
2. Ohne die Befreiung von Efrîn und aller anderen besetzten Gebiete wird es keine Lösung und keine Stabilität in Syrien geben. Wir rufen alle Kräfte, die an der Einheit Syriens interessiert sind auf, den Kampf für die Befreiung von Efrîn und den Rückzug der Türkei zu unterstützen.
3. Was in Efrîn geschieht, ist ein eklatanter Verstoß gegen alle internationalen Normen. Deshalb fordern wir eine internationale Untersuchungskommission, die Verstöße in Efrîn dokumentiert und die Täter vor Gericht bringt, einschließlich der türkischen Beamten. Die Kriegsverbrechen, die dort geschehen, werden nach genauen Anweisungen des türkischen Besatzungsstaates durchgeführt.
4. Wir betonen gegenüber der syrischen Öffentlichkeit, dass die Auswirkungen der türkischen Besatzung über die Grenzen von Efrîn hinausgehen und eine Schande für alle Syrerinnen und Syrer sind.
5. Wir rufen alle nationalen syrischen Kräfte auf, sich zu vereinen und ihre Kräfte zu mobilisieren, um die besetzten Gebiete zu befreien, die Söldner zu vertreiben, die Türkei zum Rückzug zu bewegen und sie daran zu hindern, ihre Angriffe gegen Syrien und seine Bevölkerung fortzusetzen. Die Befreiung von Efrîn und aller besetzten Gebiete ist die Befreiung ganz Syriens von der Politik der Spaltung und der Schaffung innersyrischer Rivalität.“