Dschihadisten in Besatzungszone geschleust
Die Behörde für innere Sicherheit in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien hat eigenen Angaben nach einen IS-Schleuser festgenommen. Der Mann sei am Samstag bei einem gezielten Einsatz der Antiterroreinheit HAT im Kanton Cizîrê festgesetzt worden, teilte die Asayîş am Sonntag mit. Es lägen Indizien dafür vor, dass der Mann für die Schleusung von Mitgliedern der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zuständig ist.
Die Operation zur Ergreifung des mutmaßlichen Dschihadisten fand den Angaben nach in der Ortschaft Al-Janaba statt, die nur wenige Autominuten südlich von Al-Hol liegt. Die Kleinstadt bei Hesekê beherbergt ein gleichnamiges Auffang- und Internierungslager, in dem tausende Anhängerinnen und Anhänger des IS festgehalten werden. Die Asayîş wirft dem festgenommenen Mann vor, in Camp Hol internierte IS-Angehörige in die türkische Besatzungszone und andere syrische Gebiete außerhalb des Verwaltungsbereichs der Selbstverwaltung geschleust zu haben. Unter den geschleusten Personen sollen auch Attentäter von Schläferzellen gewesen sein.
Wie die Asayîş weiter mitteilte, konnte ihre HAT-Einheit bei der Festnahme des Mannes diverse Waffen sicherstellen, darunter auch Kalaschnikow-Maschinengewehre (auch bekannt als AK-47) und passende Magazine. Sobald die Verhöre abgeschlossen seien, werde die Staatsanwaltschaft darüber entscheiden, ob beim Volksgericht der Selbstverwaltung Anklage gegen den Tatverdächtigen erhoben wird.
IS-Zellen immer noch aktiv
Der IS hatte 2014 weite Teile des Irak und Syriens überrannt und eine Schreckensherrschaft installiert. Über die Staatsgrenzen hinweg rief die Dschihadistenmiliz ein „Kalifat“ aus und verübte Massaker, denen unzählige Menschen zum Opfer fielen. Allein im ezidischen Şengal im Nordirak wurden 10.000 Menschen von der Terrororganisation ermordet.
2017 konnte der IS aus dem Irak und zwei Jahre später aus Syrien vertrieben werden. Doch mit der Zerschlagung seiner Territorialherrschaft hat der IS seine militärische Taktik und Operationsmethoden geändert und setzt verstärkt auf kleinere Netzwerke und klandestine Zellen. Solche Untergrundstrukturen operieren vor allem im östlichen Teil Syriens, insbesondere in Deir ez-Zor, aber auch auf der anderen Seite der Grenze im Irak.
Nach mehreren großangelegten Operationen der Sicherheitsbehörden und Militärverbände der Selbstverwaltung konnten viele dieser Netzwerke zerschlagen werden. Dennoch ist der IS in der Lage sich immer wieder neu zu formieren und Anschläge zu verüben, da er die Unterstützung sowohl des türkischen als auch des syrischen Staates genießt. Beide Regionalmächte haben ein großes Interesse an einer Destabilisierung der Region Nord- und Ostsyrien, um einen Einfall bzw. eine Annexion vorzubereiten.