Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) haben gestern Abend um 18.00 Uhr ihre Operation zur Zerschlagung der letzten Territorialherrschaft des IS wieder aufgenommen. Am 9. Februar setzten sie die Offensive auf al-Bagouz im ostsyrischen Gouvernement Deir ez-Zor aus, um die Zivilbevölkerung zu evakuieren. Seit dem 9. Februar konnten 9000 Zivilist*innen durch einen Korridor der QSD evakuiert werden. Bei der Mehrzahl von ihnen handelt es sich um Familien von IS-Dschihadisten.
In al-Bagouz befinden sich noch etwa 1500 vor allem ausländische IS-Dschihadisten, die sich weigern aufzugeben. Auffällig ist, dass diese IS-Dschihadisten in den vorherigen Monaten fliehende Zivilist*innen des Verrats bezichtigt und bestraft hatten, sich gegenüber den letzten Evakuierungen allerdings ruhig verhielten.
In 20 Tagen 9000 Zivilisten evakuiert
Nach Informationen, die ANF vom Hauptquartier der QSD erhalten hat, wurden zwischen dem 9. Februar und dem 1. März 9000 Personen aus al-Bagouz evakuiert. Bei ihnen handelt es sich vor allem um Familienangehörige, hinzu kommen verletzte IS-Dschihadisten und IS-Mitglieder, die sich weigern zu kämpfen. Früher wurden diejenigen, die sich weigerten zu kämpfen, des Abfalls vom Weg des Dschihad bezichtigt und umgebracht. Aber auch hier schweigt der IS.
1500 vor allem ausländische Dschihadisten
Nach Angaben der QSD kommen die in al-Bagouz verbleibenden Dschihadisten zum größten Teil aus Ostasien, den Turk-Staaten, der EU, Tschetschenien und der Türkei. Sie konzentrieren sich auf wenige Straßen in al-Bagouz. Es ist allerdings noch nicht klar, welche Taktik sie verfolgen werden.
Der IS versuchte auf Zeit spielen
Am 9. Februar begann die Freilassung der Menschen aus dem Gebiet. Der IS spielte auf Zeit und ließ die Zivilist*innen in kleinen Gruppen in Fahrzeuge einsteigen. Die QSD engagierten sich, damit keine Zivilist*innen Schaden erlitten und schafften es innerhalb von 20 Tagen, Tausende zu evakuieren und in sichere Gebiete zu bringen.
Keine Zivilisten mehr in al-Bagouz – Operation beginnt
Da sich keine Zivilist*innen mehr in al-Bagouz aufhalten und die verbliebenen IS-Dschihadisten sich weigern aufzugeben, begannen die QSD gestern um 18.00 Uhr ihre Operation auf das Gebiet.
Die ganze Nacht über Gefechte
In der Nacht kam es in al-Bagouz zu heftigen Gefechten mit dem IS. Die Kämpfe, unter Einsatz schwerer Waffen, dauerten bis in den Morgen hinein an. Die QSD konnten nach eigenen Angaben an drei Fronten vorrücken.
Große Gefahr für Nord- und Ostsyrien
Die evakuierten IS-Dschihadisten und ihre Familien stellen eine große Gefahr für Nord- und Ostsyrien dar. Insbesondere die Weigerung ihrer Herkunftsstaaten, sie zurückzunehmen, stellt die Region vor große Probleme. So bleibt die selbst bedrohte Region Nord- und Ostsyrien mit der Versorgung und Unterbringung allein. Es bedarf einer neuen Kampfstrategie zur Schaffung einer Infrastruktur zur Inhaftierung von Tausenden IS-Dschihadisten und der Versorgung von ihnen und ihren Familien. Auch gegen die IS-Schläferzellen in Nord- und Ostsyrien wird ein neuer Ansatz benötigt.