Gegen Erdoğans Truppen an der türkisch-syrischen Grenze

Die Grenzstadt Serêkaniyê wappnet sich gegen eine türkische Invasion. Die Straßen werden zum Schutz vor Drohnenüberwachung mit riesigen Planen verhangen, die Bevölkerung stellt sich der Bedrohung als lebende Schutzschilde entgegen.

Eine Delegation der feministischen Kampagne „Gemeinsam Kämpfen“ aus Deutschland hat sich zwei Tage lang an der Aktion der lebenden Schutzschilde in der Grenzstadt Serêkaniyê (Ras al-Ain) beteiligt.

Serêkaniyê ist neben Minbic (Manbidsch) und Girê Spî (Tall Abyad) eine der Grenzstädte, an denen die türkische Armee ihre Truppen auf türkischer Seite sammelt. Es wird damit gerechnet, dass an diesen Grenzpunkten die Angriffe der türkischen Armee früher oder später beginnen werden. Auf der anderen Seite der Grenze werden unter anderem in Deutschland produzierte Waffen bereit für einen Angriff gemacht. Jeden Tag kann eine Invasion beginnen, gegebenenfalls auch direkt hier.

Die Aktion der Schutzschilde hat zum Ziel, durch die Anwesenheit einer großen Anzahl an Menschen eine Art menschlichen Schutzwall darzustellen. Natürlich ist ein weiterer Aspekt auch der, dass die Tatsache, dass sich hunderte Menschen aus eigenem Willen in direkter Reichweite einer großen Armee dieser Gefahr aussetzen, eine sehr große moralische Unterstützung für die gesamte Bevölkerung bedeutet. Es ist eine Aktion, die nach außen und nach innen wirkt.

Seit etwa zwei Wochen campen die lebenden Schutzschilde nun an der Grenze, 300 Meter von der Grenzmauer entfernt. Die Aktion ist bisher bis zum zweiten Januar geplant. Aus vielen Städten der Demokratischen Föderation Nord- und Ostsyrien kommen Gruppen für zwei Tage, um als Schutzschilde vor Ort zu sein. Unter anderem aus Hesekê und Qamişlo, aber auch aus Tabqa und Hol, zwei der eher neuer von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ befreiten Städte. Das Leben im Camp wird kommunal organisiert in Zelten, in denen auch übernachtet wird. Der kurdische rote Halbmond (Heyva Sor) ist mit einem Krankenwagen vor Ort, für den Fall, dass etwas passiert oder spontan medizinische Hilfe gebraucht wird.

Während in der Stadt Tunnel zum Schutz vor den drohenden Bombardierungen gegraben und die Straßen gegen die Drohnenüberwachung mit riesigen Planen verhangen werden, ist die Stimmung bei der Aktion ausgelassen. Es wird gemeinsam getanzt, es werden Reden gehalten und die Teilnahme der Delegation aus Deutschland wird sehr begrüßt.