Mahnwache in Hannover gegen patriarchale Gewalt
Mit einer Mahnwache gegen Feminizid haben Akivist:innen in Hannover auf patriarchale Gewalt aufmerksam gemacht und viele Menschen in der Stadt zum Nachdenken angeregt.
Mit einer Mahnwache gegen Feminizid haben Akivist:innen in Hannover auf patriarchale Gewalt aufmerksam gemacht und viele Menschen in der Stadt zum Nachdenken angeregt.
Die Gewalt gegen Frauen und patriarchale Gewalt nimmt weltweit zu. In Deutschland wurden im Jahr 2023 mindestens 360 Frauen ermordet, weil ihre Partner oder Ex-Partner die Kontrolle über ihre Leben an sich gerissen haben. In der Türkei sind in diesem Jahr bereits mehr Feminizide gezählt worden, als Tage vergangen sind. Und in Mexiko-Stadt wird alle zehn Minuten ein Feminizid begangen.
Unter dem Motto „Es reicht!“ sind Aktivist:innen aus einem Bündnis verschiedener feministischen Gruppen am vergangenen Wochenende in Hannover auf die Straße gegangen und haben eine Mahnwache gegen Gewalt an Frauen abgehalten. Auf der Mahnwache wurde Feminizid, die Situation von Frauen im Krieg und in Krisen sowie die staatliche Mitverantwortung bei patriarchaler Gewalt thematisiert.
Trotz Kälte haben sich die Aktivist:innen sowohl am Samstag als auch am Sonntag den ganzen Tag versammelt und den Ni-Una-Menos-Platz im Zentrum von Hannover zu ihrem Ort des Widerstandes erklärt. Der Platz (Goseriede) war am 8. März 2020 von Feminist:innen inoffiziell umbenannt worden, um die in Argentinien entstandene Bewegung gegen Feminizide weiterzuführen.
Am Samstag wurde eine Ausstellung zum Thema Feminizid eröffnet. In dieser Ausstellung wird den Lesenden das System feminizidaler Gewalt nähergebracht. In neun Folien wird auf den Begriff, die Entstehungsgeschichte des Protests gegen diese Gewalt als auch Möglichkeiten der Selbstverteidigung und Zukunftsperspektiven eingegangen. „Besonders der Punkt ‚Was hat das mit mir zu tun?‘ hat mich zum Nachdenken angeregt“, sagte ein Besucher. „Ich als Mann muss mir meiner Verantwortung selbst bewusst sein, um keine Gewalt gegen Frauen auszuüben. Und es fängt schon bei Dingen an, die für viele alltäglich und normal sind. So z.B. sexistische Witze, die vielleicht erstmal nicht so gemeint sind, aber eigentlich nur dafür sorgen, die aktuell Situation aufrechtzuerhalten.“
Darüber hinaus wurde der Ort zum gemeinsamen Austausch, Singen und Tanzen genutzt. Mit Einbruch der Dämmerung wurde ein Lagerfeuer entzündet und ein Vortrag zum Thema „Politische Feminizide“ gehalten. Darin wurde thematisiert, dass Feminizide immer politisch sind, weil sie Teil des patriarchalen Systems sind. Frauen, die als Vorreiterinnen gegen dieses System kämpfen, sind jedoch schon immer zur Zielscheibe des Staates ernannt und von seinen Akteuren wie der Polizei oder dem Militär umgebracht worden.
Am Sonntag haben die Aktivist:innen neben der Ausstellung zwei Performances gegen Feminizide und Krieg entwickelt und einstudiert, welche heute auf einer Demonstration anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen vorgeführt wurde. Auch der „Feministische Butjerchor Hannover“ hatte zur Mahnwache zum gemeinsamen Singen eingeladen. Widerstände Lieder wie des feministischen Protests Patria Ciao oder Brot und Rosen haben den Platz erfüllt und auch interessierte Besucher:innen eingeladen, mitzusingen.
Zudem wurden Transparente gemalt und rote Netze gehäkelt. Das Häkeln ist eine Praxis aus Mexiko des „Collectivo Hilos“ und macht durch seinen künstlerischen Ausdruck auf Feminizide aufmerksam.
Das Fazit der Veranstalter:innen fasste die Aktivistin Julia Diercks zusammen: „An diesem Wochenende haben wir in der Stadt ein Zeichen gesetzt, dass wir die Gewalt gegen Frauen und patriarchale Gewalt nicht hinnehmen. Die Aktion hat gezeigt, dass viele Menschen die Dimension der Gewaltspirale noch nicht kennen. Viele Besucher:innen waren erstaunt, schockiert oder traurig über das Ausmaß patriarchaler Gewalt. Es ist an der Zeit, dass sich die Verhältnisse, in denen wir leben, ändern. Wir fordern ein Ende von patriarchaler Gewalt gegen alle Menschen und kämpfen für ein Leben in Frieden und für Gleichberechtigung. Das Patriarchat hat viele Gesichter und zeigt sich nicht nur in der Gewalt gegen Frauen, sondern auch in der Unterdrückung von Trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen sowie in Rassismus, Antisemitismus oder Kolonialismus. Deshalb werden wir jeden Tag gegen dieses System angehen und nicht aufhören dagegen zu kämpfen, bis wir dieses überwunden haben. Denn nehmt ihr uns eine, dann antworten wir alle!“