In verschiedenen Städten der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) sind am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen tausende Menschen auf die Straße gegangen, um ein starkes Zeichen gegen Frauenfeindlichkeit und patriarchale Machtansprüche zu setzen. „Verteidigt euch mit der Jin-Jiyan-Azadî-Philosophie“ lautete das Motto der Demonstrationen, die von verschiedenen Organisationen, darunter dem Frauendachverband Kongra Star veranstaltet wurden.
Hesekê
An einem lauten und kämpferischen Aufzug durch Hesekê beteiligten sich auch zahlreiche Menschen, die aus Dirbêsiyê, Til Temir, Zirgan, Şedadê, Hol und Til Berak angereist waren. Viele Teilnehmende trugen Banner mit Aufschriften wie „Nein zu Femizid“ und „Jin, Jiyan, Azadî“ sowie Bilder von getöteten Frauen. Neben dem Konterfei von Jina Mahsa Amini, die 2022 im Iran von der sogenannten Sittenpolizei ermordet wurde, waren auch Bilder von Opfern des türkischen Drohnenterrors gegen Rojava zu sehen, etwa die 2023 getöteten AANES-Vertreterinnen Yusra Darwish und Lîman Şiwêş. Auch schwenkten viele Menschen die Fahne des Frauendachverbands Kongra Star.
Im Stadtzentrum mündete die Demonstration in eine Kundgebung. Als Rednerin trat unter anderem Diyana al-Abdulla von Kongra Star auf. Sie prangerte ein „historisches Unrecht“ an Frauen an, das durch den Wunsch des Patriarchats, Frauen zu disziplinieren, entstanden sei. Der Beginn einer Idee von Disziplinierungen und vom exemplarischen Bestrafen einiger, um das Gehorsam der anderen zu erzwingen, wurde bereits vor Jahrtausenden erprobt, sagte Al-Abdulla. „Und genauso alt ist der Widerstand der Frauen gegen ihre Unterdrückung und ihr Recht auf Gleichberechtigung. Hier in Nord- und Ostsyrien wird dieser Kampf besonders deutlich. Mit unserer Organisierung, in deren Zentrum die Formel ‚Jin Jiyan Azadî‘ steht, wird uns der Sturz des Patriarchats gelingen.“
Internationalistinnen aus Europa waren ebenfalls auf der Straße
Qamişlo
Auf einer großen Demonstration in Qamişlo, an der sich auch Menschen aus Tirbespiyê und Til Hemîs beteiligten, sprach Emine Omer vom Vorstand des Frauenrats der Selbstverwaltung. Sie grüßte zunächst den weltweiten Frauenbefreiungskampf und verurteilte männliche Gewalt. Es sei ein weiteres Jahr, in dem der 25. November im Schatten von Konflikten und Kriegen, die durch das von Männern dominierte Verständnis ausgelöst würden, begangen werde. „Das patriarchale System und dessen diktatorischen Regime haben Gewalt nicht nur hier im Mittleren Osten, sondern überall auf der Welt zu einem Ziel des Schutzes und der Ausübung ihrer Macht gemacht. Sie treiben unsere Welt in einer Spirale aus Gewalt, Feminizid und Ökozid, Völkermord, Sexismus, Rassismus, Krieg und Konflikten. Im Grunde genommen handelt es sich um einen Krieg gegen Frauen. Doch wir haben eine Formel, um diese Welt zu verändern: Jin, Jiyan, Azadî. Die Organisierung von uns Frauen und unser gemeinsamer Kampf auf Grundlage dieser Worte wird der Gewalt des Patriarchats ein Ende setzen.“
Kobanê
Auch in Kobanê wurde mit einer Demonstration der Protest gegen den sexistischen Normalzustand und die tägliche Gewalt an Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen überall auf der Welt zum Ausdruck gebracht. Es wurde Solidarität mit den unterdrückten und kämpfenden Frauen weltweit demonstriert. Die Kongra Star-Aktivistin Peyman Elûş betonte, es sei wichtig, patriarchale Gewalt mit organisiertem Kampf zu beantworten. „Wir müssen uns vereinen und organisieren und alle Formen von Gewalt bekämpfen, um frei zu sein. Nur auf diese Weise lassen sich Patriarchat und Besatzung überwinden.“
Weitere Demonstrationen in Nord- und Ostsyrien fanden unter anderem in Minbic, Tabqa, Şehba, in Aleppos selbstverwaltetem Viertel Şêxmeqsûd, Girkê Legê und Raqqa statt.
Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen
Am 25. November wird jedes Jahr weltweit der Tag gegen Gewalt an Frauen begangen, mit dem international ein sichtbares Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt gesetzt werden soll. An diesem Tag beginnen die sogenannten „Orange Days“, ein Zeitraum, in dem weltweit Aktionen stattfinden werden, um auf Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen. Den Abschluss dieses Zeitraums bildet der 10. Dezember, der Internationale Tag der Menschenrechte.