Am Dienstag hat eine türkische Drohne drei Zivilisten in Qamişlo getötet. Çiya Firat ist einer der Kommandanten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Er erklärt im ANF-Interview, der türkische Staat nehme gezielt die Zivilbevölkerung ins Visier.
Warum nimmt der türkische Staat Zivilist:innen ins Visier?
Angriffe des türkischen Staates richten sich in der Regel gegen die Zivilbevölkerung. Viele Menschen aus der Bevölkerung wurden in Serêkaniyê, Girê Spî und Efrîn infolge der Bombardierung durch türkische Kampfflugzeuge und Panzer getötet. Allein in Til Temir, Zirgan und Ain Issa sind in den letzten Monaten sechs Zivilisten ums Leben gekommen, vier davon Kinder. Ganz abgesehen von den zerstörten Häusern. Der türkische Staat ist der Feind unseres Volkes. Er fühlt sich von unserem Volk gestört und will ihm die Verteidigung nehmen. Das ist die Hauptursache für seine Angriffe auf unsere Kräfte.
In Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî wurde die Haltung Russlands und der USA deutlich. Welche Schlussfolgerung haben Sie aus diesen Erfahrungen gezogen, welche Art von Strategie werden Sie gegen mögliche Angriffe verfolgen?
Wir haben unsere Lehren aus Girê Spî und Serêkaniyê gezogen. Es stimmt, wir und die internationale Koalition kämpfen gemeinsam gegen den „Islamischen Staat“ (IS). Wir stehen in täglichem Kontakt. Wir arbeiten mit ihnen zusammen. Aber wir setzen auf unsere eigene Stärke gegen die Angriffe des türkischen Staates. Wenn die Kräfte, mit denen wir gemeinsam gegen den IS kämpfen, die Angriffe des türkischen Staates stoppen und der Bedrohung Grenzen setzen würden, dann wäre das richtig. Wir glauben an unsere militärischen Kräfte und unsere Kommandant:innen. Sie sind mutig und opferbereit. So sind sie auf der ganzen Welt bekannt geworden. Sie sind zum Vorbild im Krieg gegen den Terror geworden. Unsere militärischen Kräfte werden sich im Sinne der Selbstvereidigung verhalten und unser kurdisches, arabisches und assyrisches Volk schützen.
Wie ist der Status der Selbstverteidigungskräfte in den Gebieten, in denen Angriffe stattfinden können?
In den Augen des türkischen Staates gibt es keinen Unterschied zwischen dem Volk und den QSD. Aus den Gebieten, aus denen die QSD abziehen mussten, ist die Bevölkerung auch weggegangen, sie wurde vertrieben. Nur wenige sind dort verblieben und leben unter schwerer Unterdrückung. Es wird jeden Tag gefoltert und es finden Entführungen statt. Es gibt das Beispiel von Efrîn, Girê Spî und Serêkaniyê. Aus diesem Grund sagen wir, dass der Krieg des türkischen Staates ein Krieg gegen unser Volk ist. Unser Volk sieht diese Tatsache und wird nicht weggehen. Es wird zu unseren Kräften stehen und seine Rolle spielen. Dabei ist die Rolle des Volkes nicht nur der bewaffnete Kampf. Natürlich sind Waffen wichtig und notwendig, aber der Kampf ist multidimensional. Das ist es, was wir von unserem Volk erwarten.
Wie haben sich Ihre militärischen Kräfte in den letzten zwei Jahren technisch und militärisch entwickelt?
Wir glauben an unsere Kräfte. Sie werden sich gegen die Technik des türkischen Staates schützen können. Wir haben unsere Kräfte sowohl technisch als auch ideologisch weitergebildet. Wir verfügen über eine sehr erfahrene Kraft.
Aufklärungsfahrzeuge des türkischen Staates sind im Luftraum Nordostsyriens unterwegs. Drohnen führen gezielte Tötungen durch. Könnten die USA und Russland, die den Luftraum kontrollieren, diese Angriffe verhindern?
Bisher wurde der Luftraum nicht für türkische Flugzeuge gesperrt. Wir wissen nicht, ob er geschlossen werden wird. Mit jedem Angriff der Türkei wird der IS lebendiger und verstärkt seine Angriffe. Die internationalen Streitkräfte müssen den Luftraum schließen, um dies zu verhindern. Wieder einmal sagen wir: Wenn der Luftraum nicht geschlossen wird, werden wir einen Verteidigungskrieg führen. Unsere Kräfte werden die Technik des türkischen Staates scheitern lassen und unser Volk schützen.
Wie leben die Menschen unter den Angriffen des türkischen Staates?
Unser Volk befindet sich seit langem im Krieg. Jetzt kennt es seine Feinde gut. Die Massaker in Efrîn, Girê Spî und Serêkaniyê haben sich ins Gedächtnis unseres Volkes eingebrannt. Es lässt sich nicht täuschen. Deshalb führt der türkische Staat seit einiger Zeit einen psychologischen Krieg. Er will den Glauben unseres Volkes brechen, aber er kann keinen Erfolg haben. Wir haben Tausende Gefallene für unser Volk gegeben. Wir sind entschlossen, seine Würde zu verteidigen und werden nicht erlauben, dass es unter der Hand der Besatzer zu Sklaven gemacht wird.