Ein internationales Tribunal für die gefangenen IS-Mitglieder

Die Ko-Vorsitzende des Büros für Außenbeziehungen der Demokratischen Föderation/Rojava, Emel Dada, berichtet, dass Gespräche mit internationalen Kräften hinsichtlich der geplanten Gerichtsprozesse gegen festgenommene IS-Mitglieder aufgenommen wurden.

Der militärische Sieg über den IS ist besiegelt. Doch die Frage, wie mit den festgenommenen IS-Mitgliedern umzugehen ist, beschäftigt weiter die internationale Öffentlichkeit. Ein Vorschlag ist die Errichtung eines internationalen Tribunals in der Föderation Nord- und Ostsyrien/Rojava. Wie die  Ko-Vorsitzende des Büros für Außenbeziehungen der Demokratischen Föderation, Emel Dada, bekannt gibt, wurden hierzu die ersten Vorarbeiten aufgenommen.

So wurde vom Außenbeziehungsbüro eine Kommission eingerichtet, die sich mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Die Mitglieder der Kommission haben auch ein erstes Vorgespräch mit Vertretern der internationalen Koalition zu diesem Thema geführt.  

Die Kinder von der Ideologie des IS befreien

Dada erklärt, dass es in der Föderation gegenwärtig festgenommene IS-Mitglieder aus insgesamt 54 Ländern gibt. Die Männer des IS werden in Gefängnissen festgehalten. Ihre Frauen und Kinder hingegen sind in Camps untergebracht. Allein die Anzahl der IS-Angehörigen belaufe sich mittlerweile auf mehr als 70.000. Gerade bei den Fragen der Unterbringung und Versorgung habe die Föderation deshalb mit Engpässen zu kämpfen.

Ein weiteres Problem, das Dada benennt, ist der Einfluss der IS-Ideologie in den Köpfen der Kinder. So mussten die Kinder im IS-Kalifat ab dem achten Lebensjahr die Schulen der Organisation besuchen. Viele von ihnen wurden später vom IS zwangsrekrutiert. Die Frage, wie die Kinder von den Ideen dieser menschenverachtenden Ideologie befreit werden können, ist laut Dada von absoluter Bedeutung. Und hierfür bedürfe es materieller wie immaterieller Unterstützung.

Forderung nach internationalem Tribunal an Anti-IS-Koalition weitergeleitet

Zu den Vorgesprächen mit der Anti-IS-Koalition erklärt die Ko-Vorsitzende des Büros für Außenbeziehungen folgendes: „Wir haben unsere Forderung bereits am 24. März an unsere internationalen Ansprechpartner vermittelt. Es ist unser natürliches Recht, dass wir diejenigen, die unserer Bevölkerung dieses Leid angetan haben, vor Gericht stellen. Es geht dabei um diejenigen IS-Mitglieder, die hier Angriffe und Massaker verübt haben. Sie sollen dort verurteilt werden, wo sie ihre Verbrechen begangen haben.“

Dada ergänzt, dass die Gespräche mit der internationalen Koalition zu diesem Thema weiter andauern. Ein Vorschlag für den Ort des Tribunals sei Kobanê, doch auch diese Frage sei noch nicht abschließend geklärt.

Auf die internationale Verantwortung bei diesem Thema hinweisend, schließt Dada mit folgenden Worten ab: „Die Mitglieder des IS stellen nicht nur für die Region hier, sondern für die gesamte Welt eine ernstzunehmende Gefahr dar. Deshalb müssen wir dieses Problem auch gemeinsam angehen. Die gesamte Welt muss in dieser Frage ihrer Verantwortung gerecht werden. Das ist nicht nur unser alleiniges Problem, sondern unser aller Problem."