Mehmûd Ehmed: „Wir haben die Ketten der Sklaverei gesprengt“

Mehmûd Ehmed aus Dêrik in Rojava erinnert an die Geschichte von Newroz und die Verbindung zur PKK: „Durch unsere gefallenen Kinder sind wir aus einem tiefen Schlaf erwacht und haben die Ketten der Sklaverei gesprengt.“

Newroz in Rojava

Mehmûd Ehmed stammt aus Dêrik in Rojava. Er lernte bei einer Newroz-Feier 1987 in Endîwar (Ayn Diwar) die PKK kennen. Im ANF-Gespräch berichtete er über die veränderte Bedeutung von Newroz.


Vor der Anwesenheit der PKK sei Newroz mehr als Familienfest gefeiert worden, weit entfernt vom ursprünglichen Widerstandscharakter, so Ehmed: „Mit der PKK wurde Newroz zu einem revolutionären und nationalen Fest. Ich habe 1987 zum ersten Mal erlebt, dass Newroz anders gefeiert wurde. Mit dem Widerstand von Mazlum Doğan wurde uns klar, dass Newroz ein Tag des Widerstands, der Gefallenen, des Kampfes der unterdrückten Völker um ihr Leben, ein neuer Tag, ein Tag der Einheit und der Solidarität ist. Mit der Geschichte der PKK haben wir den wahren Sinn von Newroz erkannt.“

„Alle erwarteten Newroz mit großer Ungeduld“

Ehmed weiter: „Vor Newroz wurde Festtagskleidung genäht. Sogar für die Kinder wurden Trachten angefertigt. Die Jüngsten bis zu den Ältesten begrüßten Newroz in bunter Vielfalt. Bereits am Tag vor Newroz gingen die Menschen zum Festgelände. Sie sorgten dort für die Sicherheit und schmückten den Platz. Das Newroz-Programm dauerte etwa zwölf Stunden. Die Menschen waren sehr an Theater interessiert. Der Kampf der PKK und der Guerillakrieg wurden in Szene gesetzt. Die Musik handelte von der Revolution, betonte den Widerstand der Menschen in Kurdistan und machte auf den Guerillakrieg aufmerksam. Die Tänze spiegelten die Kultur des kurdischen Volkes wider.“

„Newroz war eine Antwort auf das Massaker von 2004“

Ehmed beschrieb, dass Newroz nach dem vom syrischen Regime orchestrierten antikurdischen Massaker von Qamişlo am 12. März 2004 in Dêrik besonders stark gefeiert wurde: „Das baathistische Regime wollte der Bevölkerung Angst einjagen, die Stimme des kurdischen Volkes unterdrücken und ihm seine Identität rauben. Nach dem Massaker wurden Dutzende von Menschen verhaftet, und das Schicksal vieler Betroffener ist bis heute unbekannt. Trotz dieser Atmosphäre feierte die Bevölkerung von Dêrik im Jahr 2004 im Dorf Bacarîq Newroz. Einige konnten sich dem Baath-Regime nicht widersetzen und zogen sich zurück, aber wir feierten Newroz als Antwort auf Unterdrückung, Folter und Massaker mit einer großen Menschenmenge und besonderer Begeisterung.“

Wir müssen die Freiheit von Abdullah Öcalan laut herausschreien“

Mehmûd Ehmed erinnerte an die revolutionären Gefallenen Mazlum Doğan, Zekiye Alkan und Rahşan Demirel und betonte, das diesjährige Newroz-Fest solle im Geiste der Geschwisterlichkeit der Völker gefeiert werden. Er fügte an: „Unsere Söhne und Töchter haben ihr Leben geopfert, um unser Land und unsere Ehre zu schützen und um zu verhindern, dass das kurdische Volk aus der Geschichte ausgelöscht wird. Dank ihres kostbaren Blutes sind wir aus dem Tiefschlaf erwacht, in dem wir uns befanden. Wir haben die jahrhundertelange Kette der Sklaverei gesprengt. Mit diesem Geist und Widerstand müssen wir unsere Forderung nach der physische Freiheit von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] auf den Newroz-Plätzen laut herausschreien.“