Vor drei Jahren, am 23. März 2019, ist mit der Einnahme der letzten IS-Enklave al-Bagouz in der ostsyrischen Region Deir ez-Zor die Territorialherrschaft der Terrormiliz „Islamischer Staat“ beendet worden. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) erinnern anlässlich des Jahrestags an die Gefallenen der damaligen Befreiungsoffensive und warnen vor der anhaltenden Terrorgefahr.
„Bei dieser Gelegenheit und zu Beginn erinnern wir an unsere Gefallenen, ohne deren Opfer dieser große Sieg nicht möglich gewesen wäre. Und wir erinnern an unsere tapferen Kämpferinnen und Kämpfer und unser starkes Volk, die trotz des bescheidenen militärischen und sicherheitspolitischen Potenzials und der vielfältigen Bedrohungen durch regionale Staaten entschlossen ihre moralischen und humanitären Werte gegen die Terrororganisation und ihre Unterstützer verteidigt haben“, erklärt die Generalkommandantur der QSD. Im Kampf gegen den IS sind seit der Schlacht um Kobanê im Jahr 2014 12.000 Menschen in Nordostsyrien um Leben gekommen, 25.000 Menschen wurden verwundet.
„Als die Welt irgendwann die Hoffnung verlor“
„Die militärische Beseitigung des IS-Kalifats in al-Bagouz hat zweifellos die Überlebenschancen von Millionen von Menschen in unserer Region und in der Welt erhöht. Unsere Einheiten spielten die Rolle des Retters der Welt, als der IS sein gefährlichstes Stadium erreichte, so dass die Welt irgendwann die Hoffnung verlor, seine Ausbreitung zu kontrollieren und zu stoppen, und einfach weiter seinen brutalen und schrecklichen Verbrechen gegen Menschen, Geschichte und Natur zusah. Jeder Mensch, jede Stadt und jedes Dorf in der Region hat seine eigene schmerzhafte und unvergessliche Geschichte, die das Wesen der Menschheit erschüttert. Daher ist das Gedenken an unsere Gefallenen und ihre großen Opfer bei der Befreiung der Menschheit vom IS-Terrorismus eine universelle moralische Pflicht, die jedem freien und verantwortungsbewussten Menschen in unserer Regionen obliegt“, so die QSD.
„Vom IS geht weiterhin eine unmittelbare Gefahr aus“
Weiter heißt es in der Erklärung: „In diesem Zusammenhang verweisen wir auf die unmittelbare Gefahr, die vom IS weiterhin ausgeht, insbesondere von seinen Terrorzellen, und wir weisen erneut darauf hin, dass die Terrororganisation versucht, ihre Träume wieder aufleben zu lassen, indem sie versucht, Gebiete in Syrien und im Irak zu kontrollieren und sich ein Standbein zu schaffen, um zu expandieren und potenzielle Elemente in der Welt anzuziehen. Der jüngste Angriff auf das Sina-Gefängnis in Hesekê hat bestätigt, wovor wir schon seit langem gewarnt haben. Die internationale Gemeinschaft vernachlässigt und verzögert die Lösung dieses Problems, wobei die Gefängnisse und Lager, in denen IS-Gefangene und ihre Familien untergebracht sind, sowie die fehlende Unterstützung für den Wiederaufbau der vom IS zerstörten Gebiete und der Kampf zur Vertreibung des IS am wichtigsten sind.
IS-Mitglieder ergeben sich nach ihrer gescheiterten Befreiung aus dem Sina-Gefängnis
„Fehlender internationaler Plan spielt dem IS in die Hände“
Daher betonen wir, dass die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft, die Nachlässigkeit einiger Staaten und das Fehlen eines klaren, umfassenden und langfristigen internationalen Plans die menschlichen und materiellen Verluste erhöhen und es dem IS ermöglichen, seine Organisation zu stärken, Teile der lokalen Gemeinschaften zu erpressen und einzuschüchtern und sie daran zu hindern, sich an den Bemühungen zur Beseitigung extremistischer Ideen zu beteiligen und das ideologische Umfeld auszutrocknen. Außerdem ziehen sie neue einheimische und ausländische Elemente in den offenen Raum der aufrührerischen Propaganda unter fiktiven Namen und Plattformen. Es ist anzumerken, dass die engstirnigen Ansätze einiger Länder zu einer mangelnden Bereitschaft führen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, indem sie ihre Staatsangehörigen unter den IS-Gefangenen und deren Familien aus Nord- und Ostsyrien repatriieren. Hinzu kommt die fehlende Unterstützung für die Einrichtung eines internationalen Tribunals in unserer Region. Solche Vorgehensweisen schaden den Anstrengungen, die in den letzten Jahren im Kampf gegen den IS unternommen wurden, und stärken die Fähigkeit des IS, seine massiven Rückschläge zu überwinden.
Al-Bagouz drei Jahre nach der Befreiung (Foto: ANHA)
„Türkei macht die Erfolge im Kampf gegen den IS zunichte“
Auf dieser Grundlage rufen die QSD erneut alle Länder der internationalen Koalition gegen den IS auf, unsere Streitkräfte in ihrem langfristigen Krieg stärker zu unterstützen und eine klare militärische, sicherheitspolitische und politische Strategie zu entwickeln, um das Wiederaufleben der Terrororganisation zu verhindern. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, den Menschen in Nord- und Ostsyrien angemessene und dauerhafte Hilfe zu leisten, indem sie Sicherheit, Stabilität sowie wirtschaftliche und kommunale Entwicklung unterstützt.
Darüber hinaus muss verhindert werden, dass andere Parteien, vor allem die Türkei, die mit dem Blut tausender Gefallener erzielten Erfolge im Kampf gegen den IS zunichte machen. Stabilität ist für den Erfolg der Bemühungen um die endgültige Beseitigung der Terrororganisation erforderlich.“