Dardara: Symbol für Widerstand gegen Besatzung

Seit Monaten schlagen in al-Darada bei Til Temir nahezu täglich Artilleriegranaten der türkischen Armee ein. Einige der Geschosse sind sogenannte Blindgänger, die eine dauerhafte Gefahr für die Zivilbevölkerung darstellen.

Einhergehend mit der Besetzung von Serêkaniyê und Girê Spî hat die Türkei ihren Krieg niederer Intensität gegen Til Temir aufgenommen. Zur Zermürbung und Vertreibung der Zivilbevölkerung gibt es seit mehr als zwei Jahren sporadischen Artilleriebeschuss auf die Region im christlich besiedelten Chabur-Tal im Nordosten von Syrien, der immer wieder für längere Phasen intensiviert wird. Im Fadenkreuz der Attacken befindet sich vor allem das Dorf al-Dardara. Seit August schlagen dort nahezu täglich Granaten ein, der Beschuss richtet sich gegen Wohnhäuser, Anbauflächen und Infrastruktur. Der Westteil der Ortschaft ist bereits vollständig zerstört, da er in Sichtweite eines Stützpunkts der Besatzungstruppen liegt.

Das Dorf al-Dardara, das auch unter dem Namen Dirdara bekannt ist, liegt etwa vier Kilometer nördlich von Til Temir am Rande der Schnellstraße 716, die Serêkaniyê mit Hesekê verbindet. Somit liegt die Ortschaft an strategischer Stelle. Til Temir nimmt ohnehin eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander.

Ein Bewohner von al-Dardara trägt eine Granate weg

Rund 500 Menschen leben derzeit in al-Dardara. Überall im Dorf liegen Blindgänger, also nicht detonierte Granaten und andere explosive Geschosse wie etwa Zerscheller. Laut Jumaa Nasser Al-Fares, einem jungen Bewohner von al-Dardara, seien es hunderte vor allem Granaten. Eigentlich müssten die Blindgänger entschärft werden, aber einen Kampfmittelräumdienst in der Region gibt es nicht. Um das Leben der Dorfbevölkerung vor einer unkontrollierten Explosion zu schützen, riskiert eine Gruppe junger Menschen ihr eigenes Leben und transportiert die Blindgänger an den Rand des Stausees in Zirgan.

Jumaa Nasser Al-Fares: „Bei Bombardierungen flüchten wir in Schutzräume außerhalb unserer Häuser.“

„Wir wissen, dass es gefährlich ist, die Granaten zu bewegen. Aber ihr Verbleib mitten im Dorf ist weitaus riskanter“, sagt Al-Fares. Deshalb ist die Gruppe jeden Tag unterwegs, um nicht detonierte Geschosse einzusammeln und wegzubringen. „Wenn es nicht Krieg wäre, würde ich es als tragisch und komisch zugleich bezeichnen. Aber al-Dardara ist unsere Heimat, unser Zuhause, das wir nicht verlassen werden. Diejenigen, die zu gehen haben, sind die Besatzer.“