Camp Hol: Irakische Staatsbürger wollen zurück

Seit einiger Zeit dürfen Frauen und Kinder, die im Camp Hol untergebracht sind, in ihre Wohnorte zurückkehren. Doch trotz eines Flüchtlingsabkommens mit dem Irak zögert Bagdad seit zwei Monaten mit der Umsetzung.

Im Flüchtlingscamp Hol bei Hesekê im Nordosten von Syrien haben rund 72.000 Menschen aus den Gebieten, die vom sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) befreit worden sind, Zuflucht gefunden. Neben Schutzsuchenden aus dem Irak und Binnenflüchtlingen aus Syrien halten sich dort Zehntausende IS-Frauen mit ihren Kindern aus verschiedenen Ländern auf. Seit einigen Tagen können die im Hol-Camp untergebrachten Frauen, die nicht mit dem IS in Verbindung stehen, gemeinsam mit ihren Kindern in ihre Heimatorte zurückkehren. Die Regelung war vor zwei Wochen auf einer Versammlung von Vertreter*innen der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien und der Camp-Leitung getroffen worden. Auch auf der „Konferenz der Stämme Syriens“, die Anfang Mai in Ain Issa stattfand, wurde der Beschluss thematisiert.

Das Camp Hol wurde im April 2016 von der Autonomieverwaltung errichtet. Es ist die größte Zeltstadt in Nord- und Ostsyrien. Mit der finalen Offensive der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), die im März mit dem militärischen Sieg über den IS endete, stieg die Belegung des Camps massiv an.

Rückkehr ist freiwillig

Anfang April einigte sich die Selbstverwaltung schließlich mit Bagdad über die Rückkehr von 31.000 irakischen Staatsbürger*innen, die sich in der Zeltstadt aufhalten. Dabei geht es ebenfalls um Bewohnerinnen und Bewohner des Camps, die keine IS-Angehörigen sind. Knapp 2000 Familien hatten sich daraufhin für eine Rückkehr registrieren lassen. Darunter sind auch Menschen, die außerhalb des Camps leben.

„Es ist eine Abordnung gekommen, um mit den Rückkehrwilligen zu sprechen. Die Rückkehr ist freiwillig“, erklärte Abdulkarim Omar, Sprecher für auswärtige Angelegenheiten der Autonomieverwaltung, damals gegenüber ANF. „Niemand wird zur Rückkehr gezwungen. Die irakische Delegation hat eine Liste von 5000 bis 6000 Namen erstellt. Bisher hat noch keine Rückkehr stattgefunden. Es handelt sich ausschließlich um Zivilisten.“

Keine Reaktion aus Bagdad

Doch trotz des Flüchtlingsabkommens, das vor zwei Monaten unterzeichnet wurde, zögert die irakische Zentralregierung in Bagdad mit der Umsetzung. Macide Emin aus der Campleitung kritisiert die ausbleibenden Antworten auf die Anfragen der nordostsyrischen Autonomieverwaltung.

800 Frauen und Kinder wieder in ihren Heimatorten

Im Zuge der Regelung konnten bisher rund 800 Frauen und Kinder das Hol-Camp verlassen und befinden sich wieder in ihren Heimatorten in Tabqa und Raqqa. Mittlerweile werden die Rückkehranträge von Familien aus der Region Deir ez-Zor bearbeitet.