Camp Hol: 126 Morde in einem Jahr
Der IS ist im Lager al-Hol weiterhin organisiert und aktiv. Innerhalb eines Jahres wurden 126 Personen ermordet, es kam zu 41 Attentatsversuchen, 13 Zelte wurden in Brand gesetzt.
Der IS ist im Lager al-Hol weiterhin organisiert und aktiv. Innerhalb eines Jahres wurden 126 Personen ermordet, es kam zu 41 Attentatsversuchen, 13 Zelte wurden in Brand gesetzt.
Das etwa 45 Kilometer von Hesekê entfernt gelegene Camp Hol ist mit 57.460 Bewohner:innen das größte Lager in Nord- und Ostsyrien. Im Camp befinden sich vor allem Tausende von Angehörigen von Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus vielen verschiedenen Ländern. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. Das Lager beherbergt 15.603 irakische und syrische Familien und 8.555 ausländische Kinder aus etwa 54 Ländern. Viele der Angehörigen von IS-Dschihadisten leben weiter nach IS-Regeln, reorganisieren den IS und versuchen, die IS-Ideologie allen Menschen im Lager aufzuzwingen. Der Ruf von al-Hol als neue Hauptstadt des IS kommt nicht von ungefähr. Menschen, die nicht den IS-Regeln folgen oder sich distanzieren, werden zum Ziel von Attentaten. So wurden im Zeitraum eines Jahres mindestens 126 Menschen ermordet. Weiterhin wurden 41 Mordversuche registriert. Die Sicherheitslage ist schwierig, denn die Selbstverwaltung wird mit der Kontrolle des Camps allein gelassen. Appelle an Herkunftsländer von IS-Angehörigen, diese zurückzunehmen, sind bisher meist verhallt.
„IS-Frauen bestrafen Menschen, die nicht den IS-Regeln folgen“
Im Camp haben IS-Frauen Milizen gegründet, die insbesondere Frauen töten, die sich vom IS abwenden. Dabei wurde eine IS-Gerichtsbarkeit eingeführt, die sich für viele Todesurteile verantwortlich zeichnet. Trotz zahlreicher Operationen der Kräfte der Inneren Sicherheit bleibt das Lager gefährlich. Morde und Attentate sind an der Tagesordnung. Am 28. März fand eine umfassende „Humanitäre Sicherheitsoperation“ in Hol statt. Binnen zehn Tagen wurde das Camp genauestens durchsucht. Da viele IS-Angehörige nicht ihre realen Daten angaben, wurden DNA-Proben und Fingerabdrücke von den Insass:innen des Camps genommen. Bei der Operation konnten 158 IS-Dschihadist:innen gefasst werden.
Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen nehmen die Verbrechen im Lager zu. Dieses Jahr wurde ein neuer Rekord an Morden aufgestellt. Diese 126 Morde wurden mit Schusswaffen, Schnitt -und Stichwaffen, aber auch durch Erdrosseln durchgeführt. Zuletzt griffen im Camp verborgene IS-Dschihadist:innen am 12. November den provisorischen Teil des Lagers an und töteten zwei Personen.
41 Attentatsversuche
Darüber hinaus wurden 41 Attentatsversuche registriert. Zwei von ihnen waren erfolgreich. Des Weiteren wurden 13 Zelte in Brand gesteckt. Bei Zusammenstößen bei der Sicherheitsoperation im Camp Hol wurden drei IS-Dschihadisten getötet. 27 Fluchtversuche aus dem Lager konnten von den Sicherheitskräften verhindert werden.
„Sicherheit in al-Hol internationale Verantwortung“
Am 13. November erklärten die Kräfte der Inneren Sicherheit: „Wir arbeiten im Rahmen unserer Möglichkeiten daran, die Sicherheit von Tausenden von IS-Familien aus verschiedenen Nationen im Camp Hol zu gewährleisten. Alle internationalen Mächte müssen sich für die Lösung von Problemen verantwortlich sehen.“ Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien hatte im Oktober 2020 die Resolution 146 erlassen, nach der Personen, denen keine Straftat nachgewiesen werden kann, das Camp verlassen können. Bisher wurden 48 Gruppen aus dem Lager entlassen.
Hilfeersuchen bleiben unbeantwortet
Neben der Gefahr, die von den IS-Angehörigen im Camp Hol ausgeht, befinden sich auch 19.000 IS-Dschihadisten in Gefängnissen unter der Kontrolle der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Alle internationalen Hilfeersuchen der Selbstverwaltung in Bezug auf diese Lage blieben bisher unbeantwortet. Im Camp Hol wird unter den Augen der internationalen Gemeinschaft eine neue Generation von IS-Dschihadisten indoktriniert.